Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)

von | März 20, 2025

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit, kurz BSG, ist ein klassischer Test in der Labormedizin, der schon seit über 100 Jahren genutzt wird. Er misst, wie schnell die roten Blutkörperchen in einem Röhrchen absinken. Das klingt vielleicht unspektakulär, aber dieser einfache Wert kann Ärzten viel darüber verraten, ob im Körper etwas nicht stimmt – vor allem bei Entzündungen, Infektionen oder anderen Krankheiten. In Deutschland gehört die BSG zu den Standarduntersuchungen, die schnell und kostengünstig durchgeführt werden können.

Wie wird die BSG gemessen?

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit wird mit einer Blutprobe bestimmt, die meist aus einer Vene entnommen wird. Diese Probe kommt in ein dünnes, aufrechtes Röhrchen, das mit einer Substanz namens Citrat versetzt ist. Das Citrat verhindert, dass das Blut gerinnt, damit die roten Blutkörperchen frei absinken können. Dann wartet man eine Stunde und misst, wie viele Millimeter die roten Blutkörperchen in dieser Zeit nach unten gesunken sind. Das Ergebnis wird in Millimetern pro Stunde (mm/h) angegeben. Es gibt auch eine Methode für zwei Stunden, aber die Ein-Stunden-Messung ist in Deutschland am häufigsten.

Die Methode, die meist verwendet wird, heißt “Westergren-Methode” – nach dem schwedischen Arzt, der sie entwickelt hat. Sie ist einfach, braucht keine teuren Geräte und liefert trotzdem verlässliche Hinweise, wenn etwas im Körper nicht in Ordnung ist.

Was passiert im Blut?

Normalerweise sinken die roten Blutkörperchen eher langsam, weil sie sich nicht aneinander festkleben. Aber wenn im Körper eine Entzündung oder eine andere Krankheit aktiv ist, verändert sich das Blutplasma – der flüssige Teil des Bluts. Es enthält dann mehr Eiweiße, sogenannte Akute-Phase-Proteine wie das C-reaktive Protein (CRP) oder Fibrinogen. Diese Eiweiße machen die roten Blutkörperchen “klebriger”, sodass sie sich zu kleinen Türmchen stapeln, die schneller absinken. Eine hohe BSG zeigt also oft, dass im Körper etwas los ist – allerdings sagt sie nicht genau, was.

Was bedeuten die Werte?

Die normalen Werte der BSG hängen vom Alter und Geschlecht ab. Bei Männern unter 50 Jahren liegt sie meist unter 15 mm/h, bei Frauen unter 20 mm/h. Mit dem Alter steigt sie etwas an, bei über 50-Jährigen können bis zu 20 mm/h (Männer) oder 30 mm/h (Frauen) noch normal sein. Wenn die BSG höher ist, könnte das auf eine Entzündung (z. B. bei Rheuma), eine Infektion (wie eine Lungenentzündung) oder sogar eine Krebserkrankung hinweisen. Auch bei Schwangerschaft oder nach Operationen kann sie steigen, ohne dass etwas Schlimmes dahintersteckt.

Eine sehr niedrige BSG ist seltener und meist weniger auffällig. Sie kann aber bei Problemen mit den roten Blutkörperchen, wie bei bestimmten Anämien, vorkommen.

Die Bedeutung in der Labormedizin

In der Labormedizin ist die BSG ein echter Allrounder. Sie ist kein spezifischer Test – sie sagt nicht, welche Krankheit genau vorliegt –, aber sie ist ein super Hinweisgeber. Ärzte nutzen sie oft als ersten Schritt, um zu prüfen, ob überhaupt etwas im Körper nicht stimmt. Wenn die BSG erhöht ist, machen sie meist weitere Tests, wie eine Blutbild-Analyse oder die Messung des CRP, um die Ursache zu finden. Besonders bei chronischen Krankheiten wie Rheuma oder bei unklaren Symptomen wie Fieber ist die BSG ein wichtiger Anhaltspunkt. Sie wird auch genutzt, um den Verlauf einer Krankheit zu beobachten: Sinkt die BSG wieder, ist das oft ein Zeichen, dass die Entzündung zurückgeht.

Was beeinflusst die BSG?

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit kann durch viele Dinge verändert werden. Entzündungen sind der Hauptgrund für eine Erhöhung, aber auch andere Faktoren spielen mit. Zum Beispiel steigt sie bei Frauen während der Menstruation oder in der Schwangerschaft ganz natürlich an. Medikamente wie Kortison können sie senken, während eine schlechte Ernährung oder starkes Übergewicht sie erhöhen können. Sogar die Temperatur im Labor oder eine schiefe Lagerung des Röhrchens können das Ergebnis verfälschen – deshalb wird in Deutschland genau darauf geachtet, dass alles standardisiert abläuft.

Grenzen der BSG

Die BSG hat ihre Schwächen. Sie ist nicht besonders genau und kann auch bei gesunden Menschen mal erhöht sein, ohne dass etwas Schlimmes dahintersteckt. Außerdem reagiert sie manchmal verzögert: Eine Entzündung kann schon abklingen, während die BSG noch hoch ist. Deshalb wird sie heute oft zusammen mit moderneren Tests wie dem CRP verwendet, das schneller und spezifischer auf Entzündungen reagiert. Trotzdem bleibt die BSG ein bewährtes Werkzeug, weil sie so einfach und günstig ist.

Fazit

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit ist ein bisschen wie ein Frühwarnsystem in der Labormedizin. Sie zeigt, dass etwas im Körper passiert, ohne genau zu verraten, was. In Deutschland ist sie ein fester Bestandteil vieler Untersuchungen, weil sie schnell gemacht ist und oft den ersten Hinweis auf Entzündungen oder Krankheiten gibt. Auch wenn sie nicht mehr der neueste Test ist, bleibt sie nützlich – ein einfacher Blick ins Blut, der Ärzten hilft, den nächsten Schritt zu planen.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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