Blinddarmentzündung
Eine Blinddarmentzündung, medizinisch Appendizitis genannt, ist eine häufige Erkrankung, bei der sich der Wurmfortsatz (Appendix), ein kleiner, schlauchförmiger Anhang des Blinddarms, entzündet. Diese Entzündung kann jeden treffen, tritt jedoch besonders häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Ohne rechtzeitige Behandlung kann eine Appendizitis ernste Komplikationen wie einen Durchbruch des Blinddarms verursachen. In diesem Artikel erklären wir, was eine Blinddarmentzündung ist, welche Symptome sie verursacht, wie sie diagnostiziert wird und welche Laborwerte dabei eine zentrale Rolle spielen.
Was ist eine Blinddarmentzündung?
Der Wurmfortsatz sitzt im rechten Unterbauch, wo der Dünndarm in den Dickdarm übergeht. Seine genaue Funktion ist nicht vollständig geklärt, aber er spielt vermutlich eine Rolle im Immunsystem. Eine Blinddarmentzündung entsteht meist, wenn der Wurmfortsatz verstopft wird, zum Beispiel durch Stuhl, Fremdkörper oder eine Schwellung der Lymphknoten. Diese Verstopfung führt zu einer Ansammlung von Bakterien, die eine Entzündung auslösen. In seltenen Fällen können auch Infektionen oder Verletzungen die Ursache sein.
Symptome einer Blinddarmentzündung
Die Symptome einer Appendizitis entwickeln sich oft schnell, innerhalb weniger Stunden bis Tage. Typisch ist ein Schmerz, der zunächst diffus im Bauchraum, oft um den Bauchnabel herum, beginnt und sich dann in den rechten Unterbauch verlagert. Dieser Schmerz wird meist stärker, besonders beim Husten, Gehen oder Drücken auf die Stelle. Weitere häufige Symptome sind:
- Übelkeit und Erbrechen: Viele Betroffene fühlen sich schlecht und müssen sich übergeben.
- Appetitlosigkeit: Der Wunsch zu essen verschwindet oft komplett.
- Fieber: Eine leichte Temperaturerhöhung (um 38 °C) ist typisch, bei schwereren Verläufen kann das Fieber steigen.
- Veränderte Verdauung: Manche haben Durchfall oder Verstopfung.
Die Symptome können je nach Alter und Verlauf variieren. Bei Kindern oder älteren Menschen sind sie oft weniger eindeutig, was die Diagnose erschwert.
Diagnose der Blinddarmentzündung
Die Diagnose einer Appendizitis basiert auf einer Kombination aus körperlicher Untersuchung, den beschriebenen Symptomen und diagnostischen Tests. Ärzte überprüfen typischerweise den sogenannten McBurney-Punkt (eine Stelle im rechten Unterbauch), die bei Druck schmerzhaft ist. Auch der Rovsing-Zeichen (Schmerz im rechten Unterbauch, wenn der linke Unterbauch gedrückt wird) oder der Psoas-Zeichen (Schmerz bei Streckung des rechten Beins) können Hinweise geben.
Neben der körperlichen Untersuchung sind bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder CT-Scans wichtig, um die Entzündung sichtbar zu machen. Doch auch Laborwerte spielen eine entscheidende Rolle, da sie Hinweise auf die Entzündung und deren Schweregrad geben.
Wichtige Laborwerte bei Blinddarmentzündung
Laboruntersuchungen helfen, eine Appendizitis zu bestätigen und andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Die folgenden Laborwerte sind besonders relevant:
- Leukozyten (weiße Blutkörperchen):
- Bedeutung: Ein erhöhter Wert deutet auf eine Entzündung oder Infektion hin.
- Normalbereich: 4.000–10.000 pro Mikroliter.
- Bei Appendizitis: Häufig erhöht (oft 10.000–20.000). Sehr hohe Werte können auf Komplikationen wie einen Durchbruch hinweisen.
- Besonderheit: Bei älteren Menschen oder Kindern kann der Anstieg weniger ausgeprägt sein.
- C-reaktives Protein (CRP):
- Bedeutung: CRP ist ein Marker für akute Entzündungen im Körper.
- Normalbereich: Unter 5 mg/l.
- Bei Appendizitis: Meist erhöht, oft zwischen 10–50 mg/l. Stark erhöhte Werte sprechen für eine schwerere Entzündung oder Komplikationen.
- Besonderheit: Der Wert steigt oft verzögert an, daher ist er besonders bei länger bestehenden Beschwerden aussagekräftig.
- Neutrophile Granulozyten:
- Bedeutung: Diese Untergruppe der weißen Blutkörperchen steigt bei bakteriellen Infektionen an.
- Normalbereich: 50–70 % der Leukozyten.
- Bei Appendizitis: Häufig erhöht (über 70 %), was auf eine akute bakterielle Entzündung hinweist.
- Besonderheit: Ein sogenannter „Linksverschub“ (erhöhte unreife Neutrophile) ist typisch für akute Infektionen.
- Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG):
- Bedeutung: Zeigt allgemeine Entzündungsprozesse an, ist aber weniger spezifisch.
- Normalbereich: Männer <15 mm/h, Frauen <20 mm/h.
- Bei Appendizitis: Kann erhöht sein, wird jedoch seltener genutzt, da sie weniger genau ist.
- Harnanalyse:
- Bedeutung: Wird durchgeführt, um andere Ursachen wie Harnwegsinfekte oder Nierensteine auszuschließen.
- Bei Appendizitis: Normalerweise unauffällig. Leichte Auffälligkeiten (z. B. etwas Blut im Urin) können durch die Nähe der Entzündung zur Blase entstehen.
Behandlung und Verlauf
Die Standardbehandlung einer Blinddarmentzündung ist die chirurgische Entfernung des Wurmfortsatzes, die sogenannte Appendektomie. Diese wird meist per minimal-invasiver Laparoskopie durchgeführt, wobei nur kleine Schnitte gesetzt werden. In manchen Fällen, z. B. bei einer milden Entzündung, kann zunächst mit Antibiotika behandelt werden, allerdings ist die Operation der Goldstandard, um Komplikationen zu vermeiden.
Ohne Behandlung kann die Entzündung zu einem Durchbruch des Wurmfortsatzes führen, bei dem Bakterien in die Bauchhöhle gelangen und eine gefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen. Daher ist eine schnelle Diagnose entscheidend.
Fazit
Eine Blinddarmentzündung ist eine ernste, aber gut behandelbare Erkrankung, die durch typische Symptome wie Schmerzen im rechten Unterbauch, Fieber und Übelkeit auffällt. Die Diagnose wird durch körperliche Untersuchungen, Bildgebung und Laborwerte gestützt. Besonders die Leukozytenzahl, das CRP und die neutrophilen Granulozyten geben wichtige Hinweise auf die Entzündung und deren Schwere. Wer Symptome einer Appendizitis bemerkt, sollte schnell einen Arzt aufsuchen, um Komplikationen zu vermeiden. Dank moderner Medizin ist die Prognose bei rechtzeitiger Behandlung hervorragend.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.