Laktatdehydrogenase (LDH)
Die Laktatdehydrogenase, kurz LDH, ist ein Enzym, das in fast allen Zellen des Körpers vorkommt und eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel spielt. In der Labormedizin dient der LDH-Wert als unspezifischer Marker, der bei einer Vielzahl von Erkrankungen erhöht sein kann. Er gibt Hinweise auf Zellschäden, Entzündungen oder andere krankhafte Prozesse. Dieser Artikel erklärt, was LDH ist, wie sie im Körper wirkt, warum sie in der Labormedizin gemessen wird und welche Bedeutung erhöhte oder erniedrigte Werte haben.
Was ist Laktatdehydrogenase (LDH)?
LDH ist ein Enzym, das in vielen Geweben wie Herz, Leber, Muskeln, Nieren, roten Blutkörperchen und dem Knochenmark vorkommt. Es ist an der Umwandlung von Laktat (Milchsäure) in Pyruvat beteiligt, ein Prozess, der Energie für die Zellen liefert, besonders wenn Sauerstoff knapp ist, etwa bei körperlicher Anstrengung. Da LDH in so vielen Geweben vorhanden ist, wird sie freigesetzt, wenn Zellen geschädigt oder zerstört werden. Diese Freisetzung macht sie zu einem nützlichen Marker in der Diagnostik.
Es gibt fünf verschiedene Formen von LDH, sogenannte Isoenzyme (LDH-1 bis LDH-5), die jeweils in bestimmten Geweben bevorzugt vorkommen. Zum Beispiel ist LDH-1 typisch für das Herz, während LDH-5 in der Leber und den Skelettmuskeln dominiert. In der Labormedizin wird meist die Gesamt-LDH gemessen, aber in speziellen Fällen können die Isoenzyme analysiert werden, um die Ursache einer Erhöhung genauer einzugrenzen.
Warum wird LDH in der Labormedizin gemessen?
Die Messung der LDH im Blut hilft Ärzten, Zellschäden oder krankhafte Prozesse im Körper zu erkennen. Da LDH bei vielen Erkrankungen erhöht sein kann, ist sie ein unspezifischer Marker – sie zeigt an, dass etwas nicht stimmt, gibt aber keine genaue Diagnose. Der Wert wird oft in Kombination mit anderen Laborwerten und Untersuchungen interpretiert, um die Ursache einzugrenzen. Typische Situationen, in denen die LDH gemessen wird, sind:
- Verdacht auf Herzinfarkt oder andere Herzschäden.
- Untersuchung von Lebererkrankungen wie Hepatitis.
- Diagnostik von Krebserkrankungen, insbesondere Leukämien oder Lymphomen.
- Überwachung von Entzündungen oder Gewebeschäden, z. B. bei Muskelerkrankungen.
- Abklärung von Blutarmut (Anämie) durch Zerstörung roter Blutkörperchen (Hämolyse).
Normalwerte und Messung
Die LDH wird im Blutserum oder Plasma gemessen, meist in Einheiten pro Liter (U/l). Der Normalbereich variiert je nach Labor und Messmethode, liegt aber typischerweise bei:
- Erwachsene: 135–225 U/l (manchmal bis 250 U/l).
- Kinder: Etwas höher, da sie mehr Zellwachstum haben.
- Neugeborene: Noch höher, bis zu 600 U/l.
Die genauen Referenzwerte hängen vom Labor ab, daher sollten die Ergebnisse immer im Kontext der labortechnischen Vorgaben interpretiert werden. Die Messung ist einfach, erfordert nur eine Blutprobe und ist Teil vieler Routineuntersuchungen.
Bedeutung erhöhter LDH-Werte
Ein erhöhter LDH-Wert zeigt an, dass Zellen geschädigt wurden oder ein erhöhter Zellabbau stattfindet. Da LDH in vielen Geweben vorkommt, können die Ursachen vielfältig sein. Häufige Gründe für eine Erhöhung sind:
- Herzkrankheiten: Bei einem Herzinfarkt werden Herzmuskelzellen geschädigt, was die LDH (vor allem LDH-1) ansteigen lässt. Der Wert steigt allerdings verzögert (nach 12–24 Stunden), weshalb heute oft spezifischere Marker wie Troponin bevorzugt werden.
- Lebererkrankungen: Hepatitis, Leberzirrhose oder andere Leberschäden führen zu erhöhten LDH-Werten, oft mit einem Anstieg von LDH-5.
- Krebserkrankungen: Besonders bei Leukämien, Lymphomen oder Tumoren mit hohem Zellumsatz ist die LDH erhöht, da Krebszellen schnell wachsen und abgebaut werden. Sie dient auch zur Verlaufsbeobachtung und Einschätzung der Prognose.
- Hämolyse: Bei der Zerstörung roter Blutkörperchen, z. B. durch Autoimmunerkrankungen oder genetische Erkrankungen wie Sichelzellanämie, steigt die LDH stark an.
- Muskelerkrankungen: Muskelschäden durch Verletzungen, Entzündungen (Myositis) oder Muskelkrankheiten wie Muskeldystrophie erhöhen die LDH.
- Infektionen und Entzündungen: Schwere Infektionen, Sepsis oder Gewebeschäden durch Verbrennungen können ebenfalls die LDH erhöhen.
Auch nicht-pathologische Ursachen wie intensive körperliche Anstrengung oder eine unsachgemäße Blutabnahme (z. B. durch Zerstörung von Blutzellen in der Probe) können die LDH künstlich erhöhen.
Bedeutung erniedrigter LDH-Werte
Ein erniedrigter LDH-Wert ist selten und meist nicht krankhaft. Er kann durch Mangelernährung, genetische Enzymdefekte oder bestimmte Medikamente auftreten, hat aber in der Regel keine diagnostische Bedeutung. In der Labormedizin liegt der Fokus meist auf erhöhten Werten.
Interpretation der LDH-Isoenzyme
In speziellen Fällen kann die Analyse der LDH-Isoenzyme helfen, die Ursache einer Erhöhung genauer zu bestimmen. Zum Beispiel:
- LDH-1 und LDH-2: Erhöht bei Herzinfarkt oder Hämolyse.
- LDH-3: Kann bei Lungenerkrankungen oder Lymphomen ansteigen.
- LDH-4 und LDH-5: Typisch für Leber- oder Muskelschäden.
Die Isoenzym-Analyse ist jedoch aufwendig und wird nur in bestimmten Situationen eingesetzt, da andere Marker oft spezifischer sind.
Grenzen der LDH-Diagnostik
Obwohl die LDH ein wertvoller Marker ist, hat sie klare Grenzen. Da sie unspezifisch ist, sagt ein erhöhter Wert allein wenig über die genaue Ursache aus. Ärzte kombinieren ihn daher mit anderen Laborwerten (z. B. Leberwerte, Troponin, Blutbild) und Untersuchungen wie Ultraschall oder CT. Zudem kann die LDH auch durch harmlose Faktoren wie Sport oder eine unsaubere Blutabnahme beeinflusst werden, was die Interpretation erschwert.
Fazit
Die Laktatdehydrogenase (LDH) ist ein wichtiger, aber unspezifischer Marker in der Labormedizin, der auf Zellschäden oder erhöhten Zellabbau hinweist. Sie wird bei Verdacht auf Erkrankungen wie Herzinfarkt, Lebererkrankungen, Krebserkrankungen oder Hämolyse gemessen und liefert wertvolle Hinweise, besonders in Kombination mit anderen Diagnostika. Erhöhte Werte können viele Ursachen haben, von schwerwiegenden Krankheiten bis hin zu harmlosen Faktoren, weshalb eine genaue ärztliche Abklärung essenziell ist. Trotz ihrer Grenzen bleibt die LDH ein bewährtes Werkzeug, um krankhafte Prozesse im Körper aufzuspüren und den Verlauf von Erkrankungen zu überwachen.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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