Strategie gegen SARS-CoV-2: Kombination von Antikörpern soll Fluchtmutationen verhindern

von | Mai 27, 2025 | Forschung, Gesundheit

Monoklonale Antikörper galten während der Corona-Pandemie als vielversprechende Waffe zur Prävention und Behandlung von SARS-CoV-2-Infektionen. Doch die ständige Evolution des Virus führt zu neuen Varianten, die diese Antikörper umgehen können. Forschende des TWINCORE in Hannover, in Zusammenarbeit mit Partnern aus Hannover und Bern, haben nun den Mechanismus hinter dieser Resistenz entschlüsselt und schlagen eine Kombination mehrerer Antikörper als Lösung vor. Ihre Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift eBioMedicine veröffentlicht.

Das menschliche Immunsystem produziert eine Vielzahl unterschiedlicher, sogenannter polyklonaler Antikörper, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Monoklonale Antikörper, die als Medikamente eingesetzt werden, sind hingegen identisch und zielen auf eine spezifische Struktur des Virus. Während der Pandemie wurden mehrere solcher Antikörper entwickelt und zugelassen. Ihr Nachteil: Eine einzige Mutation im Virus kann ihre Wirkung aufheben.

Maureen Obara und Dr. Matthias Bruhn | Copyright: ©TWINCORE/Grabowski

Dieses Problem beobachteten die Forschenden an selbst entwickelten Antikörpern, die in einem präklinischen Hamstermodell getestet wurden. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover zeigte sich, dass die Antikörper in den meisten Tieren schützten, aber einige Tiere dennoch erkrankten. Analysen der Viren aus diesen Tieren enthüllten eine einzelne Veränderung im Erbgut, eine sogenannte Fluchtmutation, die an der Bindungsstelle des Antikörpers auftrat. Diese Beobachtung wurde in Zellkulturen bestätigt, wo die Mutation ebenfalls die Wirksamkeit des Antikörpers aufhob.

Um diesem Problem zu begegnen, entwickelten die Forschenden eine neue Strategie, inspiriert vom natürlichen Immunsystem. Durch gezielte Modifikationen am Antikörper können Schwachstellen beseitigt werden. Noch effektiver ist der gleichzeitige Einsatz von zwei oder drei monoklonalen Antikörpern, die unterschiedliche Bindungsstellen des Virus angreifen. Diese Kombination imitiert die Vielfalt polyklonaler Antikörper und erschwert dem Virus das Entkommen durch Mutationen.

Die Ergebnisse könnten die Entwicklung zukünftiger Therapien gegen SARS-CoV-2 und andere sich schnell verändernde Viren verbessern. Die Forschenden betonen, dass die Kombinationstherapie ein vielversprechender Ansatz ist, um die Wirksamkeit von Antikörpern auch gegen neue Virusvarianten zu sichern.

Original paper:

Somatic hypermutation shapes the viral escape profile of SARS-CoV-2 neutralising antibodies – eBioMedicine

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Redaktion: X-Press Journalistenbürö GbR

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