Referenzintervalle

von | März 10, 2025

In der Labormedizin spielen Referenzintervalle eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Laborergebnisse zu bewerten und die Gesundheit eines Menschen zu beurteilen.

Was sind Referenzintervalle?

Ein Referenzintervall ist ein Bereich von Werten, der angibt, was bei gesunden Menschen für einen bestimmten Laborwert – zum Beispiel Blutzucker, Cholesterin oder rote Blutkörperchen – als „normal“ gilt. Dieser Bereich wird meist so festgelegt, dass er 95 % der Werte einer gesunden Vergleichsgruppe umfasst. Das heißt: Wenn ein Laborwert innerhalb dieses Intervalls liegt, ist das in der Regel ein Zeichen dafür, dass alles in Ordnung ist. Liegt er darüber oder darunter, könnte das auf ein gesundheitliches Problem hinweisen – allerdings nicht zwangsläufig, dazu kommen wir später.

Stellen Sie sich das Referenzintervall wie eine Art Orientierungshilfe vor: Es ist ein Maßstab, mit dem Ärzte Ihre Werte vergleichen können, um zu prüfen, ob etwas auffällig ist. Ein Beispiel: Für den Blutzucker könnte das Referenzintervall bei 70 bis 100 mg/dl liegen. Ist Ihr Wert 85, passt er ins „Normale“. Ist er 120, liegt er darüber und könnte ein Hinweis auf Diabetes sein.

Wie werden Referenzintervalle festgelegt?

Referenzintervalle werden nicht einfach ausgedacht – sie basieren auf umfangreichen Untersuchungen. Dafür werden viele gesunde Menschen getestet, deren Laborwerte gesammelt und ausgewertet werden. Wichtig ist, dass diese Vergleichsgruppe möglichst gut zur Person passt, die später getestet wird. Denn Faktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensstil oder sogar die Herkunft können Einfluss auf die Werte haben. Deshalb gibt es oft unterschiedliche Referenzintervalle, etwa für Kinder, Erwachsene oder Schwangere.

Die Wissenschaftler schauen sich dann an, wie die Werte in dieser Gruppe verteilt sind, und legen den Bereich so fest, dass die mittleren 95 % eingeschlossen sind. Die restlichen 5 % – also Werte, die knapp außerhalb liegen – sind nicht automatisch „krank“, sondern einfach seltener.

Warum sind Referenzintervalle so wichtig?

Referenzintervalle helfen Ärzten, Laborergebnisse richtig einzuordnen. Ohne diesen Maßstab wäre es schwierig zu sagen, ob ein Wert „gut“ oder „schlecht“ ist. Sie sind quasi der Kompass in der Labormedizin. Wenn Ihr Cholesterinwert zum Beispiel bei 250 mg/dl liegt und das Referenzintervall bei 120 bis 200 mg/dl endet, weiß der Arzt: Hier könnte ein Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme bestehen.

Aber: Ein Wert außerhalb des Intervalls bedeutet nicht automatisch, dass Sie krank sind. Es ist nur ein Hinweis, der weiter abgeklärt werden muss. Manche Menschen haben von Natur aus Werte, die außerhalb liegen, ohne dass es ein Problem gibt. Auch Tageszeit, Essen oder Stress können Werte beeinflussen. Deshalb schaut ein Arzt nie nur auf den Laborzettel, sondern betrachtet das Gesamtbild: Ihre Beschwerden, Ihre Lebensumstände und andere Untersuchungen.

Was Referenzintervalle nicht können

Referenzintervalle sind kein Allheilmittel. Sie sind eine Orientierung, aber keine absolute Wahrheit. Zum einen können sie je nach Labor leicht unterschiedlich sein, weil verschiedene Geräte oder Methoden verwendet werden. Zum anderen sind sie auf Durchschnittswerte ausgelegt – und nicht jeder Mensch passt in diesen Durchschnitt. Ein Profisportler hat vielleicht andere „normale“ Werte als jemand, der wenig Sport macht. Auch Krankheiten zeigen sich nicht immer sofort im Labor: Ein Wert kann „normal“ sein, obwohl etwas nicht stimmt.

Fazit

Referenzintervalle sind ein unverzichtbares Werkzeug in der Labormedizin. Sie geben Ärzten eine klare Grundlage, um Laborwerte zu bewerten und mögliche Probleme zu erkennen. Gleichzeitig sind sie nur ein Teil des Puzzles – die genaue Diagnose entsteht erst im Gespräch und durch weitere Untersuchungen. Für uns Patienten ist es beruhigend zu wissen, dass es diese Leitplanken gibt, die helfen, unsere Gesundheit im Blick zu behalten. Wenn Sie also das nächste Mal einen Laborbericht in den Händen halten, werfen Sie ruhig einen Blick auf die Referenzwerte – sie erzählen mehr, als man auf den ersten Blick denkt!

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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