Fentanyl
Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel, das in der Medizin eingesetzt wird, aber auch auf dem illegalen Markt eine große Rolle spielt. Es gehört zu den Opioiden, einer Gruppe von Substanzen, die ähnlich wie Morphin wirken, aber Fentanyl ist viel stärker – etwa 50 bis 100 Mal potenter als Morphin. Ärzte nutzen es beispielsweise bei Operationen oder zur Behandlung starker chronischer Schmerzen, etwa bei Krebspatienten. Doch genau wegen seiner Stärke ist es auch gefährlich: Schon winzige Mengen können eine Überdosis auslösen, die oft tödlich endet. In den letzten Jahren hat Fentanyl, besonders in den USA, eine Opioidkrise mitverursacht, weil es häufig illegal hergestellt und mit anderen Drogen wie Heroin gemischt wird.
Aber wie findet man heraus, ob jemand Fentanyl im Körper hat? Dafür kommt die Labormedizin ins Spiel. Sie hat verschiedene Methoden entwickelt, um Fentanyl sicher nachzuweisen – sei es bei einer medizinischen Untersuchung, einem Verdacht auf Drogenmissbrauch oder in der Rechtsmedizin, etwa nach einem ungeklärten Todesfall. Diese Nachweise sind wichtig, weil sie helfen, Überdosierungen zu erkennen, Therapien zu überwachen oder strafrechtliche Fragen zu klären.
Wie wird Fentanyl im Labor nachgewiesen?
In der Labormedizin gibt es mehrere Schritte und Techniken, um Fentanyl zu identifizieren. Meistens werden Proben wie Blut, Urin oder Haare untersucht. Jede Probe hat Vor- und Nachteile: Blut zeigt zum Beispiel, ob Fentanyl gerade aktiv im Körper ist, während Haare auch einen Konsum von vor Wochen oder Monaten verraten können.
Der erste Check: Screening-Tests
Zuerst machen Labore oft einen sogenannten Immunoassay. Das ist ein schneller Test, der ähnlich wie ein Schwangerschaftstest funktioniert. Er zeigt an, ob Opioide – also auch Fentanyl – überhaupt vorhanden sind. Dafür wird ein Antikörper verwendet, der auf Opioide reagiert. Wenn der Test positiv ist, leuchtet ein Signal auf. Allerdings ist dieser Test nicht besonders genau: Er kann nicht sicher sagen, ob es wirklich Fentanyl ist oder ein anderes Opioid wie Morphin. Deshalb ist er nur ein erster Hinweis.
Die genaue Analyse: Chromatographie und Massenspektrometrie
Für einen sicheren Nachweis wird es technischer. Hier kommen Methoden wie die Gaschromatographie (GC) oder die Flüssigkeitschromatographie (LC), oft kombiniert mit Massenspektrometrie (MS), zum Einsatz. Diese Geräte trennen die Substanzen in einer Probe voneinander und analysieren sie dann genau. Stellen Sie sich das wie eine Art „Fingerabdruck“ vor: Jede Substanz hat ein einzigartiges Muster, das die Maschine erkennt. So kann das Labor nicht nur bestätigen, dass Fentanyl da ist, sondern auch, wie viel davon im Körper war. Das ist besonders wichtig, um festzustellen, ob eine Dosis gefährlich hoch war.
Besondere Herausforderungen
Fentanyl ist nicht ganz einfach nachzuweisen. Es wird im Körper schnell abgebaut, oft innerhalb von Stunden, in sogenannte Abbauprodukte wie Norfentanyl. Deshalb müssen Labore nicht nur nach Fentanyl selbst suchen, sondern auch nach diesen Spuren. Außerdem gibt es viele Varianten – sogenannte Analoga wie Carfentanil –, die noch stärker sind und leicht anders aussehen. Moderne Labore sind darauf eingestellt und passen ihre Methoden an, um auch diese Varianten zu finden.
Warum ist das so wichtig
Die Nachweise helfen in vielen Situationen. In der Notfallmedizin kann ein schneller Test Leben retten, indem er zeigt, ob eine Überdosis vorliegt und welche Gegenmittel nötig sind, etwa Naloxon. In der Rechtsmedizin klärt er, ob Fentanyl bei einem Todesfall eine Rolle gespielt hat. Und bei der Drogenkontrolle sorgt er dafür, dass Ärzte wissen, ob Patienten ihre Medikamente richtig einnehmen.
Fentanyl ist somit ein zweischneidiges Schwert – hilfreich in der Medizin, aber riskant außerhalb. Die Labormedizin hat mit ihren präzisen Methoden die Möglichkeit, es sicher aufzuspüren. Von einfachen Tests bis hin zu High-Tech-Analysen sorgt sie dafür, dass wir dieses starke Mittel besser verstehen und kontrollieren können.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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