Semaglutid hilft bei Opioid- und Alkoholsucht

von | Okt 17, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Menschen mit Opioid- oder Alkoholkonsumstörungen profitieren von der Einnahme des Wirkstoffs Semaglutid: Die Arzneimittel senkten die Rate an Opioidüberdosierungen um 40 Prozent. Bei den Alkoholvergiftungen machte der Rückgang sogar 50 Prozent aus.

Das in der Studie verwendete Ozempic ist eines von mehreren Medikamenten, den so genannten Glucagon-like Peptide-1-Rezeptor-Agonisten oder GLP-1 RAs, die zur Behandlung von Diabetes, Fettleibigkeit und anderen gewichtsbedingten Erkrankungen verschrieben werden. Die Medikamente wirken auf eine Region des Gehirns – das mesolimbische System – ein, um den Appetit zu verringern und die Befriedigung nach dem Essen auszulösen. 

Semaglutid-Medikamente  senkten die Rate an Opioidüberdosierungen um 40 Prozent. Bei den Alkoholvergiftungen machte der Rückgang sogar 50 Prozent aus. Symbolbild. Credits: Pixabay
Semaglutid-Medikamente senkten die Rate an Opioidüberdosierungen um 40 Prozent. Bei den Alkoholvergiftungen machte der Rückgang sogar 50 Prozent aus. Symbolbild. Credits: Pixabay

Das mesolimbische System überschneidet sich mit den Gehirnprozessen, die das Suchtverhalten steuern. Diese Überschneidung deutet darauf hin, dass GLP-1 RAs und ähnliche Medikamente auch die mit dem Substanzkonsum verbundenen Belohnungswege verändern könnten.  Zu den “ähnlichen Medikamenten” gehören glukoseabhängige insulinotrope Polypeptid (GIP)-Agonisten wie das Medikament zur Gewichtsreduktion Mounjaro. 

Bislang bestanden die meisten Forschungsarbeiten zum Einsatz von GLP-1-RAs und GIPs zur Behandlung von Substanzkonsumstörungen aus Tierstudien und kleinen klinischen Versuchen.

Die jetzt vorgestellte neue, groß angelegte Humanstudie untersuchte 503.747 Menschen mit einer früheren Opioidkonsumstörung (OUD), von denen 8.103 ein Rezept für ein GLP-1 RA oder GIP hatten.  Die Studie ergab, dass Menschen mit OUD, die ein Rezept für ein GLP-1 RA oder GIP hatten, eine 40 % niedrigere Rate an Opioidüberdosierungen aufwiesen als diejenigen, die kein Rezept hatten.

Die Studie untersuchte auch 817.309 Menschen mit einer Alkoholkrankheit in der Vorgeschichte, von denen 5.621 ein Rezept für ein GLP-1 RA oder GIP hatten. Die Studie ergab, dass Menschen mit einer Alkoholkrankheit, die ein Rezept für ein GLP-1 RA oder GIP hatten, eine 50% niedrigere Rate an Alkoholvergiftungen aufwiesen als diejenigen, die kein Rezept hatten.

Original Paper:

The association between glucose‐dependent insulinotropic polypeptide and/or glucagon‐like peptide‐1 receptor agonist prescriptions and substance‐related outcomes in patients with opioid and alcohol use disorders: A real‐world data analysis – Qeadan – Addiction – Wiley Online Library

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