Renommierter HIV-Forscher mit Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet

von | Dez. 3, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Der ehemalige Leiter des Friedrich Loeffler-Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Professor Lutz Gürtler, ist mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden. Damit wurden insbesondere seine früheren Arbeiten zum HI-Virus und Aktivitäten zur Sicherheit von Blutkonserven gewürdigt.

Auch wenn AIDS heute noch nicht heilbar ist, haben Kombinationstherapien die Lebenserwartung von Betroffenen verlängert und deren Lebensqualität erheblich verbessert. (Credits: Nadezhda Moryak/pexels)
Auch wenn AIDS heute noch nicht heilbar ist, haben Kombinationstherapien die Lebenserwartung von Betroffenen verlängert und deren Lebensqualität erheblich verbessert. (Credits: Nadezhda Moryak/pexels)

Größter wissenschaftlicher Erfolg war die Entdeckung des HIV-Subtyps O, das in den 80er Jahren insbesondere in Kamerun weit verbreitet war. Von 1998 bis 2008 leitete Gürtler das Greifswalder Institut für Medizinische Mikrobiologie. Danach wurde er an der Medizinischen Fakultät emeritiert. Noch heute ist Gürtler in der Forschung aktiv und als Gastprofessor am Max von Pettenkofer-Institut in München tätig.

„In der Virologie wird es nie langweilig“, betont der Wissenschaftler, „das bedeutet für mich, dass ich – solange es geht – als Virologe auch weiterhin forschen möchte.“ Es gebe immer wieder neue Viren, die erforscht werden müssen. Was heute Coronavirus-Infektionen oder Affenpocken sind, sei zu seinen Greifswalder Zeiten das Vogelgrippevirus gewesen. Und damals, als er Anfang der 80er Jahre als Facharzt für Labormedizin am Max von Pettenkofer-Institut München in die Virologie eingestiegen ist, sei das HI-Virus aktuell gewesen. „Weltweit gab es dringenden Bedarf, HIV und AIDS zu erforschen – das hat mich in meiner Forschung vorangetrieben“, erinnert sich der 82-Jährige heute.

Zu seinen bahnbrechenden Erfolgen zählt die Entdeckung und Analyse eines abweichenden HIV-1 Virus in Kamerun, des sogenannten Subtyps O. Die damaligen Tests erkannten diesen Subtyp nicht. „Mit meinem Forschungsteam habe ich dann die Antigene für einen modifizierten Test bereitgestellt“, erklärt er, „damit wurde dieses Virus auf ein minimales Maß zurückgedrängt.“ Bis 1998 leitete Gürtler in München die Arbeitsgruppe zur HIV-Diagnostik, die den Status eines Referenzlabors der WHO hatte. Viele Male und über Jahre hinweg sei er in Afrika gewesen – „wir haben dort die Diagnostik und Testung der Blutkonserven verfeinert sowie Referenzlaboratorien aufgebaut.“ 1998 ging es für Gürtler dann an die Küste: Er übernahm die Leitung des Friedrich Loeffler-Instituts für Medizinische Mikrobiologie in Greifswald. Dort führte er das Institut zu einem aktuellen, modernen Standard in der Diagnostik.

„Es steht außer Frage, dass sich Lutz Gürtler mit seinen virologischen Forschungen vor, in und nach seinen zehn Greifswalder Jahren als würdiger Nachfolger von Friedrich Loeffler, dem Mitbegründer der Virologie und erstem Direktor des Institutes von 1888 bis 1913, erwiesen hat“, betont Prof. Karsten Becker, heutiger Institutsleiter.

In München überreichte Gürtler Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume Orden und Urkunde. Der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Greifswald, Professor Karlhans Endlich, beglückwünscht Prof. Gürtler zu dieser besonderen Würdigung: „Mit seinen Forschungsaktivitäten trug Professor Gürtler erheblich zur Verbesserung der Infektionserkennung und damit auch zur Sicherheit von Blutkonserven bei.“ Seine Verdienste seien schließlich auch für die Optimierung der Therapien von großer Bedeutung gewesen.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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