Arzneimittelabgabe: Universitätsklinikum Würzburg setzt auf Unit Dose

von | Dez. 13, 2024 | Allgemein, Gesundheit

Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) hat den Neubau der Klinikapotheke in Betrieb genommen. Mit diesem Neubau wurden verschiedene aseptische Herstellungsbereiche der Apotheke an einem Standort zusammengeführt. Das UKW und der Freistaat Bayern investierten gemeinsam rund 20 Millionen Euro in den Neubau sowie die notwendige Ausstattung der Klinikapotheke. Der Neubau auf dem Luitpold-Campus des UK erstreckt sich über zwei Geschosse und eine Techniketage und hat eine Bruttogrundfläche von etwa .metern. Das UKW errichtete den Neubau in Eigenregie..

In dem Gebäude werden u.a. patientenindividuelle Ernährungslösungen und Zytostatika, also Arzneimittel die etwa bei einer Krebstherapie eingesetzt werden, hergestellt. „Damit verfügen wir nun über optimale räumliche Voraussetzungen auf dem neuesten Stand der Technik. Davon profitieren unsere Patientinnen und Patienten unmittelbar“, sagte Prof. Dr. Stefan Frantz, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Würzburger Uniklinik bei der Eröffnung.

Mit dem neuen „Unit-Dose“-System erhalten Patientinnen und Patienten des UKW individuell ihre Arzneimittel in kleinen abgepackten Tütchen. Erst nach der pharmazeutischen Prüfung und Freigabe startet die Abgabe. | Quelle: UKW / Daniel Peter | Copyright: UKW / Daniel Peter 
Mit dem neuen „Unit-Dose“-System erhalten Patientinnen und Patienten des UKW individuell ihre Arzneimittel in kleinen abgepackten Tütchen. Erst nach der pharmazeutischen Prüfung und Freigabe startet die Abgabe. | Quelle: UKW / Daniel Peter | Copyright: UKW / Daniel Peter 

Das Projekt wurde durch den Geschäftsbereich „Technik und Bau“ des UKW entwickelt und umgesetzt. Im August 2022 begannen die Bauarbeiten in Modulbauweise. Insgesamt waren für den Neubau 44 vorgefertigte Baumodule erforderlich. Bemerkenswert ist, dass die grundlegende Ausstattung für die hochspezialisierten Arbeitsbereiche bereits montiert war, was eine schnelle Bauphase ermöglichte. Ende 2023 konnten die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Auf diese folgten vor dem Produktionsstart zunächst ein intensiver Probebetrieb sowie entsprechende Qualitätsprüfungen und behördliche Freigaben des Neubaus. Bereits im Sommer 2024 konnte dann schweise der Betrieb in dem Neubau gemäß dem Terminplan aufgenommen werden.

Mit der Inbetriebnahme konnte das UKW als zweite Klinik in Bayern ein vollautomatisches Verpackungs- und Ausgabesystem für die Medikamentenversorgung auf den Stationen einführen. Mit dem neuen „Unit-Dose“-System erhalten Patientinnen und Patienten ihre Arzneimittel individuell in kleinen, abgepackten Tütchen. Aktuell sind bereits zwölf Stationen angeschlossen, und weitere Stationen folgen in den kommenden Monaten etappenweise. Derzeit werden wöchentlich über 20.000 Medikationstütchen produziert.

Dr. Mareike Kunkel, die Leiterin der Apotheke am UKW, erklärt den Ablauf: „Bei der Unit Dose-Versorgung werden Tabletten, Kapseln oder Dragees mithilfe eines Automaten individuell für jede Patientin und jeden Patienten hygienisch und sicher in kleine Tütchen verpackt, beschriftet und anschließend elektronisch durch einen Datenbankabgleich kontrolliert. Diese Tütchen werden dann durch die Pflegefachkräfte auf den Stationen verteilt“, so die Apothekerin. Das bisherige Zusammenstellen der Medikation für die Patienten durch den Pflegedienst auf den Stationen entfällt daher zukünftig zu einem Großteil durch die Lieferung der einzelverpackten Medikamente.

Auf den Unit-Dose-Tütchen ist ersichtlich, für welchen Tag und welche Tageszeit bzw. welchen Einnahmezeitpunkt das Arzneimittel gedacht ist. Zusätzlich finden sich weitere Informationen auf den Tütchen, wie etwa der Name und das Geburtsdatum des Patienten, die Anzahl der enthaltenen Tabletten oder ggf. weitere Hinweise zur Einnahme des Medikamentes. Aktuell können bis zu 750 feste orale Arzneimittel in die Unit-Dose-Versorgung am UKW integriert werden. Erst nach der pharmazeutischen Prüfung und Freigabe startet die automatische Abgabe in die Tütchen.

Parenterale Krebsmedikamente werden zentral zubereitet

Im Neubau ist auch der klinikeigene Produktionsbereich für Zytostatika, also spezielle Medikamente zur Krebsbehandlung, integriert. Jährlich werden hier über 62.000 dieser Infusionslösungen zubereitet. „Damit leistet die Klinikapotheke einen enorm wichtigen Beitrag zur hochmodernen Krebstherapie am UKW. Mit dem Neubau sind wir zudem sehr gut aufgestellt für die weitere Entwicklung auf diesem Gebiet, beispielsweise in der Zubereitung spezieller Arzneimittel für neuartige Therapien. Die UKW-Apotheke hat daher eine große Bedeutung für die künftige Innovationskraft in der Medikamentenversorgung am UKW“, erklärt Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor der unterfränkischen Uniklinik. Ein Beispiel hierfür sind Zelltherapeutika, so Dr. Kunkel. Diese Arzneimittel für neuartige Therapien werden unter der Abkürzung „ATMP“ (Advanced Therapy Medicinal Products) zusammengefasst.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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