Zahnimplantate: Titan-Mikropartikel in der Mundschleimhaut beeinflussen womöglich 14 Gene

von | Apr. 9, 2025 | Forschung, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Nicht kategorisiert

Titan-Mikropartikel in der Mundschleimhaut um Zahnimplantate kommen häufig vor. Das geht aus einer neuen Studie der Universität Göteborg hervor, in der auch 14 Gene identifiziert wurden, die von diesen Partikeln beeinflusst werden können.

Aus Registerdaten gehe hervor, dass etwa fünf Prozent aller Erwachsenen in Schweden Zahnimplantate haben – und möglicherweise auch Titanpartikel im Gewebe, das die Implantate umgibt. Den Forschenden zufolge besteht aber kein Grund zur Besorgnis.

„Titan ist ein gut erforschtes Material, das seit Jahrzehnten verwendet wird. Es ist biokompatibel und sicher, aber unsere Ergebnisse zeigen, dass wir besser verstehen müssen, was mit den Mikropartikeln im Laufe der Zeit passiert. Verbleiben sie im Gewebe oder verbreiten sie sich anderswo im Körper?“, sagt Tord Berglund, Seniorprofessor für Parodontologie an der Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg.

Tord Berglund und Carlotta Dionigi, Sahlgrenska Akademie an der Universität Göteborg (Foto: Elin Lindström)
Tord Berglund und Carlotta Dionigi, Sahlgrenska Akademie an der Universität Göteborg (Foto: Elin Lindström)

Bei allen Implantaten gefunden

Frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass Titanpartikel in entzündetem Gewebe um Zahnimplantate herum vorkommen können. Die neue Studie, die in der Fachzeitschrift Communications Medicine veröffentlicht wurde, zeigte jedoch, dass Titan-Mikropartikel durchweg an allen untersuchten Implantaten gefunden wurden – auch an solchen ohne Anzeichen einer Entzündung.

Die Forscher analysierten Gewebeproben von 21 Patienten mit mehreren benachbarten Implantaten. Die Proben wurden sowohl an gesunden Implantaten als auch an Implantaten entnommen, die von einer Periimplantitis, einer entzündlichen Erkrankung des Gewebes um das Implantat, betroffen waren. Jeder Patient diente somit als seine eigene Kontrollgruppe. Die Partikeldichte variierte zwischen den Patienten, aber nicht zwischen Stellen mit und ohne Periimplantitis innerhalb desselben Patienten. Die Analysen wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Uppsala durchgeführt, wo die Forscher eine fortschrittliche Methode namens µ-PIXE verwendeten, um die Verteilung der Titanpartikel in den Gewebeproben zu kartieren.

Betroffene Gene

Die Periimplantitis ist eine mikrobielle Biofilm-assoziierte entzündliche Erkrankung um Zahnimplantate herum, die ähnliche Merkmale wie die Parodontitis um die Zähne herum aufweist. Der Entzündungsprozess ist komplex und die daraus resultierende Zerstörung des stützenden Knochens bei Periimplantitis kann zum Verlust des Implantats führen.

„Wir beobachteten, dass Gewebeproben mit höheren Konzentrationen von Titanpartikeln eine veränderte Genexpression aufwiesen, insbesondere von Genen, die mit Entzündungen und Wundheilung zusammenhängen. Wir haben 14 solcher Gene identifiziert, aber es ist unklar, ob die Partikel die lokale Immunantwort beeinflussen, oder ob der Unterschied in der Genexpression die interindividuelle Variabilität der Entzündungsbedingungen widerspiegelt“, sagt Carlotta Dionigi, Fachärztin für Parodontologie und Forscherin an der Abteilung für Parodontologie der Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg.

Die Forscher vermuten, dass Titanpartikel während des chirurgischen Installationsverfahrens freigesetzt werden, wenn das schraubenförmige Implantat in den vorbereiteten Kanal im Alveolarknochen eingesetzt wird. In diesem Zusammenhang verdiene die Beobachtung von Unterschieden in der Dichte von Mikropartikeln zwischen verschiedenen Implantatsystemen Aufmerksamkeit, da die Oberflächenstruktur des Implantats die Ablagerung von Mikropartikeln beeinflussen könne, so die Forschenden. Dies sei ein wichtiges Thema für die weitere Forschung.

Original Paper:

Titanium micro-particles are commonly found in soft tissues surrounding dental implants | Communications Medicine

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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