Weltweit größte Studie zu psychosozialen Folgen von Schielen gestartet
Etwa vier Prozent aller Erwachsenen in Deutschland schielen. Während die körperlichen Symptome weithin bekannt sind, zeigen erste Studienuntersuchungen, dass Schielen auch tiefgreifende psychosoziale Folgen haben kann. Betroffene berichten häufig von Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion, wie Unsicherheit beim Blickkontakt und einem verminderten Selbstwertgefühl. Diese Probleme können zu Scham, sozialem Rückzug und einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Störungen wie Depressionen und Angststörungen führen.
„Mit unserer großangelegten Studie möchten wir deshalb nicht nur die funktionellen, sondern auch die psychosozialen Auswirkungen von Schiel-Operationen untersuchen“, erklärt Bettina Wabbels, Ärztin an der Augenklinik des UKB und Leiterin der QUALITAS-Studie, die ebenfalls an der Universität Bonn forscht. „Es ist von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten umfassend zu erfassen, um gezielte, ganzheitliche Therapieansätze entwickeln zu können“, so Prof. Wabbels weiter.
Die groß angelegte QUALITAS-Studie, die über einen Zeitraum von sechs Jahren durchgeführt wird, umfasst eine detaillierte Befragung der Patientinnen und Patienten vor der Operation, drei Monate nach der Operation und langfristig. Dabei decken die Fragebögen funktionelle Beeinträchtigungen, psychosoziale Herausforderungen sowie Ängste und depressive Symptome ab. Zudem werden die Erwartungen der Patientinnen und Patienten an die Operation und deren Erfüllung untersucht.
Ziel der Bonner Forschenden ist es, neue Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie Schiel-Operationen nicht nur die Funktion, sondern auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten langfristig beeinflussen. Die Ergebnisse könnten entscheidend dazu beitragen, die Therapieansätze zu optimieren und den psychosozialen Bedürfnissen der Betroffenen besser gerecht zu werden.
Für die QUALITAS-Studie wurden insgesamt 160.000 Euro an Fördergeldern eingeworben. Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn fördert das Projekt mit etwa 150.000 Euro über das „Förderinstrument Klinische Studien (FKS)“ der Dekanatskommission für klinische Studien. Weitere Unterstützung kommt von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und der Förderung Neuro-Ophthalmologie. Die umfangreiche finanzielle Unterstützung ermöglicht es, diese weltweit größte Studie zum Thema Schielen durchzuführen.
Dazu passend:
- Risikofaktor Einsamkeit | QUALITAS (springer.com)
- Schielen | Prismenadaptationstest (PAT) versus langfristige Prismenbehandlung vor Schieloperationen | springermedizin.de
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