Massives Vogelsterben: Usutu-Virus dezimiert Deutschlands Amseln
Rund 200 Einsendungen verendeter Amseln, Drosseln, Falken und weiterer Vogelarten: Das ist die vorläufige Bilanz am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) für das laufende Jahr. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren es „nur“ 100 Päckchen, die Bürgerinnen und Bürger dem Institut zur Untersuchung geschickt oder persönlich vorbeigebracht hatten.
Auch der Naturschutzbund NABU verzeichnet deutlich erhöhte Klickzahlen auf seiner Internetseite zum Thema Amseln und Usutu-Virus: Die Zahl der täglichen Aufrufe, in der Regel via Suchmaschinen, habe sich in den letzten drei Wochen mehr als verdoppelt. Gegenüber dem Vorjahr werde das Thema sogar drei- bis viermal stärker nachgefragt. Über seine Meldeseite wurden dem NABU in den zurückliegenden sechs Monaten mehr als doppelt so viele kranke oder tote Vögel gemeldet als im Vergleichszeitraum 2023. 2024 liefen bislang 1.536 Meldungen mit 1.806 toten / 1.060 krank gemeldeten Amseln und anderen Vögeln auf (Stand 14.08.24).
Sowohl die Einsendungen als auch die Meldungen stammen aus dem gesamten Bundesgebiet. Besonderer Schwerpunkt scheint diesmal Niedersachsen zu sein. Von dort kamen laut NABU in der ersten Jahreshälfte sechs Mal mehr Meldungen als im Vergleichszeitraum für 2023.
Als Ursache vermuten BNITM und NABU, dass das Usutu-Virus (USUV) derzeit noch stärker zirkuliert als sonst ohnehin während der Stechmückensaison zwischen Mai und September. Der warme und vor allem feuchte Sommer habe die starke Aktivität des Virus in Stechmücken begünstigt.
Am BNITM werden die eingesandten Tierkadaver seziert und auf Usutu- bzw. West-Nil-Viren (WNV, ein weiterer Erreger, der Vogelsterben verursachen kann) getestet. Bisher erwiesen sich 25 Prozent der bereits untersuchten Tiere als Usutu-Virus-positiv. Beim großen Ausbruch von 2018 waren es sogar 40 Prozent. West-Nil-Viren konnte das BNITM bei den bisher untersuchten Einsendungen dieses Jahres noch nicht nachweisen.ch stärker zirkuliert als sonst ohnehin während der Stechmückensaison zwischen Mai und September. Der warme und vor allem feuchte Sommer habe die starke Aktivität des Virus in Stechmücken begünstigt.
Das Usutu-Virus wird durch heimische Stechmückenarten übertragen. Es wurde 2011 erstmals in Amseln nachgewiesen. Seit 2018 zirkuliert es deutschlandweit. Im selben Jahr wurde erstmals das West-Nil-Virus in Zoo- und Wildvögeln nachgewiesen.
USUV-erkrankte Vögel wirken meist apathisch, flüchten nicht mehr und sind entweder leichte Beute für Räuber oder sterben innerhalb weniger Tage.
Auch Säugetiere können sich durch Stechmücken sowohl mit dem Usutu-Virus als auch mit dem West-Nil-Virus infizieren. Bei Menschen verlaufen die meisten Infektionen ohne oder mit nur leichten Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und im Fall von USUV mit Hautausschlägen. Nur selten kommt es zu Komplikationen wie Gehirn(haut)entzündungen.
Um die tatsächliche Ausbreitung der Viren dokumentieren zu können, ist es wichtig, möglichst viele Verdachtsfälle im Labor bestätigen zu können. Entsprechende Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) sowie manche veterinärmedizinischen Untersuchungsämter vor.
BNITM und NABU rufen die Bevölkerung dazu auf, tote oder kranke Vögel zu melden und gegebenenfalls dem Institut zu senden. Weitere Informationen über das Usutu-Virus und die Meldewege finden Sie auf den Webseiten des BNITM und des NABU.
Weiterführende Informationen:
- Adresse der Untersuchungsstelle für Usutu-Viren
- Meldeseite des NABU
- Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI)
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