TUM präsentiert lebensrettendes Robotersystem auf der Automatica 2025

von | Juni 24, 2025 | Forschung, Gesundheit

Forschende der Technischen Universität München (TUM) haben ein medizinisches Robotersystem entwickelt, das bei einem lebensbedrohlichen Spannungspneumothorax eingreift. Auf der Robotikmesse Automatica 2025 wird die Lösung erstmals vorgestellt. Sie ermöglicht telemedizinische Behandlungen während Evakuierungsflügen und entstand im Rahmen des EU-Projekts iMEDCAP, gefördert vom Europäischen Verteidigungsfonds.

Ein Spannungspneumothorax entsteht durch Luftansammlung zwischen Rippenfell und Lunge, etwa nach Verkehrsunfällen oder Schussverletzungen. Der Druck im Brustkorb komprimiert Lunge, Herz und Blutgefäße, was ohne schnelle Behandlung binnen Minuten tödlich ist. Das Robotersystem setzt eine Dekompressionsnadel, um die Luft entweichen zu lassen. Ein „Endeffektor“ kombiniert Ultraschalldiagnostik mit einem Nadel-Katheter-System, um präzise Einstichpunkte (Monaldi- oder Bülau-Punkt) zu lokalisieren. Nach dem Einstich bleibt der Katheter im Körper, während die Nadel entfernt wird, wodurch Zeit für die Weiterbehandlung gewonnen wird.

Robotisches Modul für den medizinischen Notfall | Quelle: TUM | Copyright: TUM
Robotisches Modul für den medizinischen Notfall | Quelle: TUM | Copyright: TUM

Entwickelt wurde der Mechanismus von Carolin Müller und Forschenden des Lehrstuhls für Mikrotechnik und Medizingerätetechnik (MiMed) in Zusammenarbeit mit der Klinik für Unfallchirurgie des TUM Klinikums. Prof. Peter Biberthaler betont die Zeitersparnis für Patient:innen. Das iMEDCAP-Projekt, gestartet im Dezember 2023 mit 25 Millionen Euro Förderung, zielt auf autonome medizinische Versorgung und Evakuierung in Krisengebieten ab. Unter TUM-Leitung arbeiten 24 Organisationen aus neun Ländern, darunter die Bundeswehr und das Start-up AVILUS, an Drohnen wie der „Grille“ für ferngesteuerte Evakuierungen mit Roboterbehandlung.

Weitere Module, die Blutungen stoppen oder Medikamente verabreichen, sind in Entwicklung. Prof. Tim Lüth unterstreicht die Robustheit der Systeme, die in Sekunden funktionieren müssen. Die Technologie bietet Potenzial für militärische und zivile Notfälle wie Naturkatastrophen.


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