Mikroplastik
Mikroplastik ist in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes. Diese winzigen Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, haben sich in den letzten Jahren zu einem großen Thema entwickelt, auch in Deutschland. Sie sind überall: im Wasser, in der Luft, im Boden und sogar in unserem Essen. Doch wie kommt das Mikroplastik überhaupt in unseren Alltag, und wie kann man es im Körper nachweisen? Wir erklären das Problem und zeigen auf, wie die Labormedizin dabei hilft, Licht ins Dunkel zu bringen.
Woher kommt das Mikroplastik?
In Deutschland entsteht Mikroplastik auf verschiedene Weisen. Ein großer Teil stammt aus dem Abrieb von Autoreifen, der beim Fahren auf die Straßen gelangt und dann durch Regen in Flüsse und Böden gespült wird. Auch Kunststoffabfälle, die in der Natur landen und langsam zerfallen, tragen dazu bei. Dazu kommen winzige Partikel aus Kosmetikprodukten wie Peelings oder Zahnpasta, die früher oft Mikroplastik enthielten – inzwischen ist das in der EU zwar verboten, aber ältere Produkte sind teilweise noch im Umlauf. Selbst beim Waschen von Kleidung aus synthetischen Stoffen wie Polyester lösen sich kleine Fasern, die über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Kläranlagen filtern zwar viel heraus, aber nicht alles. So landet Mikroplastik in Flüssen, Meeren und letztlich auch in unserer Nahrungskette – etwa in Fischen, Muscheln oder sogar im Trinkwasser.
Die Deutschen sind sich des Problems zunehmend bewusst. Studien zeigen, dass Mikroplastik in deutschen Gewässern wie der Elbe oder dem Bodensee nachweisbar ist. Auch in Lebensmitteln wie Salz, Bier oder Honig wurden schon Spuren gefunden. Es ist also kein fernes Problem, sondern etwas, das uns direkt betrifft.
Wie gelangt Mikroplastik in den Körper?
Mikroplastik kommt auf verschiedenen Wegen in unseren Körper. Am häufigsten passiert das über die Nahrung: Wenn wir Fisch oder Meeresfrüchte essen, nehmen wir oft unbewusst kleine Plastikteilchen auf, die die Tiere vorher geschluckt haben. Aber auch über die Luft, die wir atmen, oder das Wasser, das wir trinken, kann Mikroplastik hineingelangen. Besonders in Städten, wo viel Verkehr und Industrie die Luft belasten, schweben diese Partikel herum und werden eingeatmet. Sogar über die Haut, etwa durch Kosmetika, ist ein Kontakt möglich, auch wenn das seltener ist.
Einmal im Körper, bleibt Mikroplastik nicht einfach liegen. Die winzigen Teilchen können sich in Organen wie der Lunge, der Leber oder dem Darm ansammeln. Manche sind so klein – sogenanntes Nanoplastik –, dass sie sogar in Zellen eindringen könnten. Ob das gesundheitliche Folgen hat, ist noch nicht endgültig geklärt. Wissenschaftler vermuten, dass es Entzündungen auslösen oder Schadstoffe, die am Plastik haften, im Körper freisetzen könnte. Doch um das sicher zu wissen, muss erst einmal geklärt werden, wie viel Mikroplastik überhaupt in uns steckt.
Nachweis durch Labormedizin: Wie funktioniert das?
Die Labormedizin spielt eine entscheidende Rolle, um Mikroplastik im Körper sichtbar zu machen. Das ist gar nicht so einfach, denn die Teilchen sind mikroskopisch klein und oft mit bloßem Auge unsichtbar. Um sie zu finden, nutzen Wissenschaftler und Ärzte spezielle Methoden, die präzise und zuverlässig sind.
Ein erster Schritt ist die Probenentnahme. Dafür werden je nach Verdacht verschiedene Materialien untersucht: Blut, Urin, Stuhl oder sogar Gewebeproben, die bei Operationen entnommen werden. Besonders häufig wird Stuhl analysiert, weil Mikroplastik über die Nahrung in den Darm gelangt und dort nachweisbar bleibt. Die Probe kommt dann ins Labor, wo sie vorbereitet wird – etwa durch Filtern oder chemische Aufbereitung, um das Mikroplastik von anderem Material zu trennen.
Danach kommen hochmoderne Geräte zum Einsatz. Eine gängige Methode ist die sogenannte Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie (FTIR). Dabei wird die Probe mit Infrarotlicht bestrahlt, und das Lichtmuster, das zurückkommt, verrät, ob Kunststoffteilchen enthalten sind und welche Art von Plastik es ist – etwa Polyethylen oder Polypropylen. Eine andere Technik ist die Massenspektrometrie, die besonders kleine Partikel bis in den Nanobereich identifizieren kann. Mit solchen Verfahren können Forscher nicht nur sagen, dass Mikroplastik da ist, sondern auch, wie viel und woher es stammen könnte.
In Deutschland haben Studien schon gezeigt, dass Mikroplastik im menschlichen Körper nachweisbar ist. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2018 fand in Stuhlproben von Probanden aus verschiedenen Ländern – darunter auch Deutschland – winzige Plastikpartikel. Das beweist: Wir nehmen Mikroplastik tatsächlich auf, und die Labormedizin kann es sichtbar machen.
Was bedeutet das für uns?
Mikroplastik ist ein Problem, das wir nicht ignorieren können. In Deutschland arbeiten Forschung und Politik daran, die Quellen zu reduzieren – etwa durch bessere Kläranlagen oder strengere Regeln für Kunststoffe. Doch solange es in der Umwelt ist, bleibt es auch in unserem Leben. Die Labormedizin hilft uns, das Ausmaß zu verstehen und mögliche Gesundheitsrisiken abzuschätzen. Noch steht die Forschung am Anfang, aber eines ist klar: Mikroplastik ist kein ferner Schrecken mehr, sondern ein Teil unseres Alltags – und unseres Körpers.
So unsichtbar die Teilchen auch sind, mit den richtigen Methoden können wir sie aufspüren. Das ist ein erster Schritt, um Lösungen zu finden – für die Umwelt und für unsere Gesundheit.
Dazu passend:
Speisefische mit Mikroplastik belastet – MedLabPortal
Mikroplastik im Hodengewebe von Hunden und Menschen nachgewiesen – MedLabPortal
Teebeutel setzen beim Aufbrühen toxisches Polypropylen frei – MedLabPortal
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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