Exon-Expression: Neue Erkenntnisse zu biologischen Gemeinsamkeiten psychischer Erkrankungen

von | Juni 2, 2025 | Forschung, Gesundheit

Forschende des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, von Helmholtz Munich und der Universität Sydney haben biologische Prozesse entdeckt, die verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen gemeinsam sind. Ihre Studie, die postmortale Hirngewebeproben aus dem dorsolateralen präfrontalen Kortex – einer für Denken und Emotionen zentralen Hirnregion – analysierte, zeigt neue Ansätze für die Erforschung und Behandlung psychischer Störungen.

Die Wissenschaftler untersuchten Gewebeproben von Personen mit psychiatrischen Erkrankungen, insbesondere Schizophrenie, sowie von gesunden Kontrollpersonen. Statt wie üblich die gesamte Genexpression zu betrachten, fokussierten sie sich auf die Exon-Expression, also die informationshaltigen Abschnitte der Gene, die durch alternatives Spleißen verschiedene Proteinvarianten hervorbringen. Dieser Ansatz ermöglichte einen detaillierten Einblick in die genetischen Mechanismen hinter den Erkrankungen.

Ein erheblicher Anteil an Depressionen in D bleibt unbehandelt. Die Wahrscheinlichkeit einer nicht gestellten Diagnose ist besonders hoch bei Männern, Patienten ohne Vorgeschichte einer psychischen Störung und bei jungen Patienten. (Credits: pixabay)
Ein erheblicher Anteil an Depressionen in Deutschland bleibt unbehandelt. Die Wahrscheinlichkeit einer nicht gestellten Diagnose ist besonders hoch bei Männern, Patienten ohne Vorgeschichte einer psychischen Störung und bei jungen Patienten. (Credits: pixabay)

Während auf der Ebene der gesamten Gene keine Unterschiede zwischen Kranken und Gesunden festgestellt wurden, zeigten sich klare Abweichungen in der Exon-Expression. Dies deutet darauf hin, dass nicht nur das Vorhandensein eines Gens, sondern vor allem dessen Verarbeitung das Krankheitsrisiko beeinflusst. Durch die Integration verschiedener genetischer Daten – wie Einzelbasen-Veränderungen (SNPs), seltene Varianten und polygenen Risikoscores – identifizierten die Forschenden Störungen in Signalwegen, die den zirkadianen Rhythmus, die Cortisol-Ausschüttung und den Dopaminhaushalt betreffen. Diese Störungen waren bei allen untersuchten Erkrankungen nachweisbar.

Die Ergebnisse legen nahe, dass psychische Erkrankungen tief verwurzelte biologische Gemeinsamkeiten haben. Dies könnte zukünftig dazu führen, dass Diagnosen und Behandlungen nicht nur auf Symptomen, sondern auf biologischen Merkmalen basieren. Ein solcher Ansatz könnte die Präzision in der Psychiatrie erheblich verbessern und neue Wege für personalisierte Therapien eröffnen.

Original Paper:

Exon-variant interplay and multi-modal evidence identify endocrine dysregulation in severe psychiatric disorders impacting excitatory neurons | Translational Psychiatry


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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