Durchbruch: CAR-T-Zellen besiegen Immunthrombozytopenie (ITP)
Weltweit zum ersten Mal wurde ein Patient mit primärer Immunthrombozytopenie (ITP) erfolgreich mit CAR-T-Zellen behandelt – eine Therapie, die bislang vor allem in der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz kommt. Die innovative Therapie wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Universitätsklinikum Magdeburg und dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden entwickelt und durchgeführt.
Die ITP ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fehlgeleitete Antikörper bildet, die körpereigene Blutplättchen angreifen und zerstören, die für die Blutstillung wichtig sind. Diese Antikörper werden von bestimmten Immunzellen, sogenannten B-Lymphozyten produziert. Während die Krankheit bei den meisten Betroffenen medikamentös gut beherrschbar ist, gibt es eine kleine Gruppe von Patientinnen und Patienten, bei denen keine der verfügbaren Therapien langfristig wirkt. Zu dieser Gruppe gehörte auch der 35-jährige Patient, der seit acht Jahren erfolglos mit mehr als zehn verschiedenen, zum Teil hochmodernen Medikamenten behandelt wurde.
Karolin Trautmann, Oberärztin an der Medizinischen Klinik I für Hämatologie, Zelltherapie und Medizinische Onkologie an der TU Dresden, die den Patienten betreute, und Dimitrios Mougiakakos, Direktor der Universitätsklinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie in Magdeburg, suchten gemeinsam nach neuen Therapieansätzen.
„Im Laufe der Gespräche waren wir überzeugt, dass die CAR-T-Zelltherapie eine Option für Patientinnen und Patienten sein könnte, die nicht auf konventionelle Maßnahmen ansprechen“, berichtet Prof. Mougiakakos. „In diesem Fall standen wir mit dem Rücken zur Wand, weshalb wir uns entschieden, die Therapie im Rahmen eines individuellen Heilversuchs einzusetzen“, ergänzt Trautmann.
Bei den CAR-T-Zellen, die das kooperierende US-Biotech-Unternehmen Kyverna Therapeutics kostenlos zur Verfügung stellt, handelt es sich um patienteneigene Immunzellen, die so umprogrammiert wurden, dass sie gezielt die krankheitsverursachenden B-Lymphozyten eliminieren. Nach der Infusion der CAR-T-Zellen stiegen die Blutplättchen des Patienten kontinuierlich an und haben sich seitdem dauerhaft normalisiert. Auch fünf Monate nach der Therapie ist der Patient beschwerdefrei und benötigt keine medikamentöse Behandlung mehr. Nach der Therapie regenerierten sich die zuvor zerstörten B-Zellen, allerdings als „naive“, junge Zellen, die keine krankmachenden Antikörper mehr produzieren. „Wir sind optimistisch, dass dieser Zustand nach dem immunologischen Neustart langfristig stabil bleibt“, hofft Mougiakakos.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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