Dringlichkeitsbrief aus der Wissenschaft: Mikrobiologie soll Klimawandel bekämpfen

von | Nov 21, 2024 | Allgemein, Forschung, Nachhaltigkeit, Politik

14 Wissenschaftsjournale veröffentlichten parallel denselben Aufruf. Sie fordern darin weltweit die Regierungen und Industrie dazu auf, eine vertiefte mikrobiologische Forschung in sechs Handlungsfedern voranzutreiben, die besonders aussichtsreich für die Bewältigung der Probleme des Klimawandels sind:

„Dieses Schreiben ist ein Aufruf zum Handeln. Indem wir ihn gemeinschaftlich über mehrere Zeitschriften hinweg als Dringlichkeitsbrief veröffentlichen, wollen wir nicht nur einen Appell zu mehr Bewusstsein für den Klimawandel setzen. Stattdessen fordern wir sofortige, konkrete Schritte, die die Wirkkraft der Mikrobiologie und das Fachwissen von Forschenden und politischen Entscheidungsträgern vereinen, um den Planeten für künftige Generationen zu bewahren.“

Nicht nur Plastikmüll bedroht das Meer, auch Erwärmung durch Klimawandel, Überdüngung und die Fischerei mit Grundschleppnetzen. Letztere drei Faktoren sind auch für den alarmierenden Rückgang der Seegraswiesen weltweit verantwortlich. (Credits: pixabay)
Nicht nur Plastikmüll bedroht das Meer, auch Erwärmung durch Klimawandel, Überdüngung und die Fischerei mit Grundschleppnetzen. Letztere drei Faktoren sind auch für den alarmierenden Rückgang der Seegraswiesen weltweit verantwortlich. (Credits: pixabay)

„Dass mehrere Wissenschaftsjournale denselben Aufruf veröffentlichen, um dessen Reichweite zu verstärken, ist bislang wohl einzigartig“, begrüßt Christian Voolstra das gemeinsame Engagement. Der Konstanzer Korallenforscher ist einer der 18 internationalen Mikrobiologen, die den Aufruf initiiert haben. Er selbst erforscht mikrobiologische Methoden, um Korallen widerstandfähiger gegen die Erwärmung der Meere zu machen.

Mikrobiologische Ansätze sind aussichtsreich, um Lösungen für zentrale Probleme des Klimawandels zu schaffen: zum Beispiel um CO2 zu binden, um Schadstoffe abzubauen oder um Lebewesen resistenter gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen – von Korallen bis hin zum Menschen. Um diese Ansätze zu erforschen, sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch auf weltweite Zusammenarbeit angewiesen – insbesondere auf die Unterstützung aus der Politik und der Industrie. Sie erhoffen sich eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Industrie, ähnlich wie bei der raschen Entwicklung von Impfstoffen zu Beginn der Corona-Pandemie. Nur ein gemeinsames Vorgehen kann schnelle und schlagkräftige Lösungen liefern.

Die Forschenden hinter dem Aufruf identifizierten sechs besonders aussichtsreiche Handlungsfelder im Bereich der mikrobiologischen Forschung, die rasche Erfolge versprechen. Diese sechs Handlungsfelder sind:

• Kohlenstoff-Sequestrierung – Nutzung von Mikroben, um Kohlenstoff in Erdböden und im Ozean zu binden. Dadurch wird der CO2-Gehalt in der Atmosphäre reduziert und die Böden werden für ein besseres Pflanzenwachstum angereichert.

• Methan-Abbau – Einsatz von Bakterien, um die Methan-Emissionen aus Abfall zu reduzieren, zum Beispiel in Mülldeponien, Viehzuchtbetrieben und Feuchtgebieten.

• Bioenergie – Nutzung von Mikroorganismen wie Algen und Hefe zur Herstellung von Biokraftstoffen, um fossile Brennstoffe zu ersetzen.

• Schadstoffabbau – Einsatz von Mikroben zum Abbau von Schadstoffen aus Industrieabfällen, zum Beispiel in Baustellen oder zur Säuberung von kontaminierten Böden und Gewässern.

• Mikrobiom-Therapie – Gezielter Einsatz von Mikroben, um die Gesundheit von Organismen und Ökosystemen zu stärken: So können zum Beispiel bestimmte Bakterien dabei helfen, Korallen resistenter gegen Hitze zu machen.

• Düngemittel – Den synthetischen Stickstoff in Düngemitteln durch natürliche Bakterien ersetzen, zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität.

Original Paper:

Raquel Peixoto, Christian R. Voolstra, Lisa Y. Stein, Philip Hugenholtz, Joana Falcao Salles, Shady A. Amin, Max Häggblom, Ann Gregory, Thulani P. Makhalanyane, Fengping Wang, Nadège Adoukè Agbodjato, Yinzhao Wang, Nianzhi Jiao, Jay T. Lennon, Antonio Ventosa, Patrik M. Bavoil, Virginia Miller & Jack A. Gilbert. Microbial solutions must be deployed against climate ca-tastrophe. Veröffentlicht in 14 wissenschaftlichen Zeitschriften, November 2024.
Link (Nature Communications): https://www.nature.com/articles/s41564-024-01861-0

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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