DGKL stärkt digitale Kompetenzen: Neue Sektion für KI und Digitalisierung gegründet
Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) hat mit der Gründung der Sektion „Digitale Kompetenz und Künstliche Intelligenz (KI)“ einen bedeutenden Schritt in Richtung Digitalisierung der Laboratoriumsmedizin unternommen.
Die neue Sektion entstand aus der seit Mai 2021 aktiven Arbeitsgruppe (AG) „Digitale Kompetenz“ der Sektion Junges Labor, die unter der Leitung von Dr. med. Jakob Adler und Johannes Böhm die Grundlagen für digitale Innovationen in der Fachgesellschaft legte. Der Abschlussbericht der AG zeigt eindrucksvolle Fortschritte in der Fortbildung, Forschung und internationalen Vernetzung, die nun in die eigenständige Sektion überführt werden.
Die AG „Digitale Kompetenz“ startete mit elf Mitgliedern und wuchs auf bis zu 60 Teilnehmer, von denen 10 bis 15 ein regelmäßiges Kernteam bildeten. Ziel war es, DGKL-Mitgliedern digitale Fähigkeiten, Computational Thinking und Programmierkenntnisse in der Statistik-Sprache R zu vermitteln. Damit positioniert sich die DGKL als eine der wenigen Fachgesellschaften weltweit, die gezielt digitale Kompetenzen fördert. In 43 Online-Sessions wurden Themen wie Markdown, Pandoc, Git, GitHub, kollaborative Tools wie Cryptpad, Datenvisualisierung mit ggplot2, Principal Component Analysis (PCA), Cloud Computing und Machine Learning behandelt. Besondere Schwerpunkte lagen auf Data Science-Workflows, Zeitreihenanalysen und KI-Anwendungen wie Tree-based Algorithms. Ergänzend erklärten Kurzformate, sogenannte „IT Buzzword Bingos“, Begriffe wie Big Data, Blockchain, Quantencomputer oder Large Language Models. Das gesammelte Wissen wurde auf einer exklusiven GitHub-Seite mit einer umfangreichen Linksammlung zu Data Science und KI archiviert.

Die internationale Wirkung der AG zeigte sich auf der EuroMedLab 2022 in München, wo sie bei den Young Scientists der International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (IFCC) vorgestellt wurde. Das große Interesse führte zu einer Umfrage unter 119 Nachwuchswissenschaftlern aus 40 Nationen, deren Ergebnisse in Journal of Laboratory Medicine 2023 veröffentlicht wurden. Daraus entstand die internationale Arbeitsgruppe „Digital Competence in Laboratory Medicine“, die bereits zehn Sessions abhielt. Neben der Fortbildung engagierte sich die AG in der Forschung und veröffentlichte Artikel zu Themen wie Shiny Apps, KI in der Labormedizin und automatisierter Referenzintervallbestimmung.
Die AG war auf zahlreichen Fachveranstaltungen präsent, darunter die Mitteldeutsche Laborkonferenz 2022, der Deutsche Kongress für Laboratoriumsmedizin (DKLM) 2022–2024, die Medica 2023 und das erste DGKL-Laborfrühstück 2024, das sich mit der elektronischen Patientenakte (ePA) und dem Medizininformatik-Initiative (MII)-Laborbefund beschäftigte. Laufende Projekte umfassen eine multizentrische Studie zur Referenzintervallüberprüfung mit reflimR, eine „KI-Zertifizierung“ zur Bewertung von KI-Modellen nach ethischen Kriterien und die Anwendung erklärbarer neuronaler Netze auf FACS-Daten.
Die neue Sektion „Digitale Kompetenz und KI“ wird diese Arbeit fortsetzen und durch neue Arbeitsgruppen erweitern. Eine Gruppe unter Dr. Jakob Adler widmet sich Foundation-Modellen wie Large Language Models und Vision-Modellen, mit einem Projekt zur Optimierung des DGKL-Chatbots INVI. Weitere Gruppen, geleitet von Inga Trulson und Johannes Böhm, konzentrieren sich auf Machine Learning und Deep Learning zur Verbesserung der Datenauswertung. Ein geplantes Curriculum soll digitale und KI-Kompetenzen bündeln und die Anforderungen des EU AI Act erfüllen. Zusätzliche Themen sind reproduzierbare Datenanalysen und Clinical Decision Support Systeme.
Die Sektion vermeidet Überschneidungen mit den Bereichen Medizinische Informatik, Bioinformatik und Labormanagement durch enge Abstimmung, die bereits begonnen hat. Mit der Gründung positioniert sich die DGKL als Vorreiterin in der digitalen Transformation der Laboratoriumsmedizin, um den Herausforderungen der rasanten technologischen Entwicklung, insbesondere im Bereich KI, gerecht zu werden.
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