Dengue-Rekordjahr 2024: Zu 19 Prozent ist der Klimawandel Schuld

von | Nov 18, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Der Klimawandel wirkt sich weltweit massiv auf die Übertragung von Dengue-Fieber aus. Er ist für 19 % der derzeitigen Dengue-Belastung verantwortlich und könnte bis zum Jahr 2050 einen zusätzlichen Anstieg um 40 % bis 60 % bewirken – in einigen Gebieten sogar um 150 % bis 200 %. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die am Freitag auf der Jahrestagung der American Society of Tropical Medicine and Hygiene (ASTMH) vorgestellt wurde.

Schätzungen zufolge ist inzwischen jedes vierte Rekordniederschlag-Ereignis auf den Klimawandel zurückzuführen. (Credits: Dibakar Roy/pexels)
Schätzungen zufolge ist inzwischen jedes vierte Rekordniederschlag-Ereignis auf den Klimawandel zurückzuführen. Mehr Wärme und Wasser bedeutet auch mehr Mücken. (Credits: Dibakar Roy/pexels)

Allein in den Ländern Nord- und Südamerikas wurden 2024 fast 12 Millionen Fälle gegenüber 4,6 Millionen im Jahr 2023 verzeichnet.

“Wir haben Daten über die Häufigkeit von Dengue-Fieber und Klimaschwankungen in 21 Ländern in Asien und Nord- und Südamerika untersucht und festgestellt, dass ein klarer und direkter Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und zunehmenden Infektionen besteht”, so Erin Mordecai, PhD, Ökologin für Infektionskrankheiten am Woods Institute for the Environment in Stanford und Hauptautorin der Studie. “Es ist ein Beweis dafür, dass der Klimawandel bereits zu einer erheblichen Bedrohung für die menschliche Gesundheit geworden ist, und unsere Daten deuten darauf hin, dass die Auswirkungen insbesondere bei Dengue-Fieber noch viel schlimmer werden könnten.”

Während manche Dengue-Infektionen nur leichte Symptome hervorrufen, verursachen andere quälende Gelenkschmerzen, was Dengue den Beinamen “Knochenbrecherfieber” einbrachte. Schwere Fälle können zu Blutungskomplikationen und Schock führen. Es gibt keine Medikamente zur Behandlung der von Mücken übertragenen Krankheit. Zwar stehen zwei zugelassene Dengue-Impfstoffe zur Verfügung, aber einige Fachleute hätten Bedenken, was die Akzeptanz der Impfung angehe.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Dengue-Fieber eine Minderung der globalen Erwärmung durch eine Verringerung der Emissionen auch die Menge der Neuerkrankungen reduzieren könne. Der Studie nach würden Dengue-Infektionen in Gebieten, in denen derzeit ein Anstieg von 60 % zu erwarten ist, bei einer drastischen Senkung der Emissionen bis 2050 nur um etwa 40 % zunehmen. Da die globalen Klimamodelle jedoch vorhersagen, dass die Temperaturen auch bei einer starken Reduzierung der Emissionen weiter ansteigen werden, stellten die Forscher fest, dass in 17 der 21 untersuchten Länder selbst bei den optimistischsten Szenarien ein klimabedingter Anstieg der Dengue-Infektionen zu erwarten wäre.

Mordecai sagte, die Studie sei durch Labortests mit Dengue-übertragenden Mücken inspiriert worden: Diese hätten immer deutlich mehr Viren produziert, wenn die Temperaturen innerhalb eines bestimmten Bereichs anstiegen, nämlich zwischen 20 Grad Celsius und etwa 28 bis 29 Grad Celsius.

Das Wissenschaftlerteam nutzte Daten aus 21 Ländern, in denen Dengue-Fieber endemisch ist, darunter Brasilien, Peru, Mexiko, Kolumbien, Vietnam und Kambodscha. Dabei betrachteten sie außer der Temperatur auch solche Faktoren, die sich auf die Dengue-Infektionsraten auswirken können wie Niederschlagsmuster, saisonale Veränderungen, Virustypen, wirtschaftliche Probleme und Bevölkerungsdichte.  

Der Studie zufolge hatte die Erhöhung der Temperatur den größten Einfluss. So seien in Zukunft Dengue-endemische GEbiete, die gerade erst in den Bereich von 20 bis 29 Grad Celsius kommen – Teile von Peru, Mexiko, Bolivien und Brasilien – in Zukunft am stärksten gefährdet sein könnten. Hier sei eine Steigerung der Infektionsraten in den nächsten Jahrzehnten um 150 bis 200 Prozent möglich.

Gleichzeitig ergab die Studie, dass Gebiete, die sich bereits am oberen Ende der Temperaturspanne befinden, wie z. B. Südvietnam, nur geringe zusätzliche Klimaauswirkungen und möglicherweise sogar einen geringfügigen Rückgang erleben werden. Insgesamt leben derzeit mindestens 257 Millionen Menschen an Orten, an denen sich die Dengue-Inzidenz aufgrund der Klimaerwärmung in den nächsten 25 Jahren verdoppeln könnte.

Die Forschenden geben zu bedenken, dass die Studie die klimabedingte Dengue-Bedrohung wahrscheinlich sogar unterschätzt, weil es nicht möglich gewesen sei, die potenziellen Auswirkungen des Klimas auf Dengue-endemische Gebiete vorherzusagen, in denen die Infektionen nicht konsequent verfolgt wurden. Auch waren keine Aussagen für die südlichen Regionen des amerikanischen Kontinents möglich. Dort sei das Denguefieber gerade erst als lokale Bedrohung in Erscheinung getreten, und entsprechend gebe es dort noch nicht genug Daten.

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