Defizit der Gesetzlichen Krankenkassen steigt dramatisch

von | Dez. 9, 2024 | Allgemein, Gesundheit, Politik

Nach vorläufigen bundesweiten Zahlen der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ist das Defizit im 3. Quartal 2024 dramatisch auf 3,66 Milliarden Euro gestiegen. Auch im Vergleich zum Vorquartal hat sich die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben bei allen Kassenarten weiter geöffnet. Dazu sagt Dr. Ralf Langejürgen, Vorstand des BKK Landesverbandes Bayern: „Die Belastungsgrenze von Versicherten und Arbeitgebern ist mehr als erreicht. Wir brauchen dringend einen Kurswechsel hin zu einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik. Egal wer ab Februar nächsten Jahres in Berlin vom Wähler die politische Verantwortung übertragen bekommt: Regierung und Parlament werden schnellstmöglich gezielte Strukturreformen und Kosteneinsparungen angehen müssen.“

Der Gesundheitsetat 2025 soll mit 269 Millionen Euro weniger auskommen. Symbolbild. Credits: Pixabay
Der Gesundheitsetat 2025 soll mit 269 Millionen Euro weniger auskommen. Symbolbild. Credits: Pixabay

Unter dem Eindruck massiver Ausgabensteigerungen und akuter Nachwirkungen des gesetzlich verordneten Rücklagenabbaus gerate die Solidargemeinschaft der Gesetzlichen Krankenversicherung immer weiter unter Druck, so der BKK Landesverband Bayern. Allein das Defizit im 3. Quartal belaste jeden Versicherten rechnerisch im Durchschnitt mit rund 49 Euro zusätzlich. „Zuletzt konnte die GKV im Jahr 2022 noch ein Plus von gut 385 Millionen Euro ausweisen“, heißt es dazu in einer Mitteilung, und: „Seit dem Jahr 2023 bewegen sich die Zahlen jedoch durchweg im Minusbereich mit einer von Quartal zu Quartal wachsenden Tendenz“.

Ursache für diese Entwicklung sei die seit Jahren steigende Belastung der GKV durch ausgabensteigernde Gesetze bei gleichzeitig staatlich verordnetem Vermögensabbau. Diese Entwicklung könnten die Krankenkassen inzwischen nur noch über Zusatzbeiträge finanzieren. Selbst branchenübliche Schwankungen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite seien für die Krankenkassen mangels Rücklagen immer schwerer zu verkraften. Langejürgen: „Die Reserven in der GKV tendieren gegen Null. Im Durchschnitt pendeln alle Krankenkassen um die Mindestreserve von gerade einmal 20 Prozent einer Monatsausgabe.“

Zu allem Überfluss verlagere der Gesetzgeber im zwischenzeitlich verabschiedeten Krankenhausreformgesetz erneut ureigene Aufgaben des Staates auf die Schultern der Betragszahlenden. Langejürgen: „Bei den 25 Milliarden Euro für den sogenannten Transformationsfonds drückt sich der Bund erneut vor seiner Finanzierungsverantwortung. Die Praxis der letzten Jahre, Gesundheitsgesetze zu verabschieden, in denen die Kostenverantwortung einfach systemwidrig auf die Solidargemeinschaft der Versicherten abgewälzt wird, muss dringend beendet werden.“

Der BKK Landesverband Bayern vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Interessen der Betriebskrankenkassen und ihrer Versicherten in Bayern. Aktuell zählt der BKK Landesverband Bayern 15 Betriebskrankenkassen als Mitglieder mit rund 3,4 Millionen Versicherten (Kassensitz). In Bayern selbst leben über 2,6 Millionen Menschen, die bei einer Betriebskrankenkasse (BKK) versichert sind. Damit verfügen die Betriebskrankenkassen im Freistaat über einen GKV-Marktanteil von rund 22 Prozent.

Lesen Sie auch:


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.