Bundeswehr meets Zivilmedizin: DGU empfängt Militärchirurgen und ukrainische Delegation auf dem ECTES
Vom 13. bis 15. April öffnet der 24. Europäische Kongress für Trauma- und Notfallchirurgie (ECTES) in Aachen seine Tore. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) erwartet internationale Militärchirurgen sowie eine bedeutende Delegation aus der Ukraine. Unter der Schirmherrschaft der European Society for Trauma and Emergency Surgery (ESTES) steht die Veranstaltung im Zeichen globaler Zusammenarbeit und aktueller Herausforderungen.
„Die veränderte Sicherheitslage in Europa und ihre Folgen für die medizinische Versorgung sind zentrale Themen“, erklärt ECTES-Präsident Prof. Dr. Frank Hildebrand, zugleich 2. Vizepräsident der DGU. In Kooperation mit der Bundeswehr, europäischen Militärpartnern, den BG Kliniken und dem Traumanetzwerk DGU werden Lösungsansätze diskutiert.
Ukrainische Perspektive im Fokus
Besonders im Blickpunkt steht die ukrainische Delegation. Seit Beginn des Krieges unterstützt die DGU die Versorgung ukrainischer Schwerverletzter in Deutschland, unter anderem durch das TraumaNetzwerk DGU®. Prof. Mykola Ankin, Präsident der All-Ukrainian Association of the Injury and Rehabilitation (ASIR), erhofft sich vom Kongress Impulse für ein modernes Traumamanagementsystem: „Unser aktuelles System stammt aus den 1970er Jahren und folgt sowjetischen Vorbildern. Wir suchen neue Modelle, um die Versorgung zu verbessern.“ Der Austausch mit europäischen Experten soll die Basis für ein zukunftsfähiges Konzept legen.

Die ukrainischen Mediziner bringen auch eigene Erfahrungen ein. „Viele Zivilkrankenhäuser mussten Kriegsverletzte behandeln, ohne entsprechende Expertise“, sagt Ankin. Sein Rat: „Investitionen in die Ausbildung von Unfallchirurgen sind essenziell – ihre Kompetenzen stärken jedes Gesundheitssystem.“
Vorbereitung auf Krisen
Die DGU bereitet seit Jahren Ärztinnen und Ärzte mit speziellen Kursen auf Krisen und Katastrophen vor. DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Dietmar Pennig betont: „Neben militärischer Wehrhaftigkeit müssen auch die Folgekosten bedacht werden. Das Gesundheitswesen braucht bessere Vorbereitung auf Ernstfälle.“ Er verweist auf parteiübergreifende Unterstützung für die unfallchirurgische Infrastruktur in anstehenden Koalitionsverhandlungen. Bislang trugen Fachgesellschaft und Kliniken die Kosten für solche Maßnahmen selbst.
Militärchirurgie trifft Zivilmedizin
Ein Highlight des ECTES ist ein Symposium zur Militärchirurgie, organisiert von der ESTES-Sektion Disaster & Military Surgery und der DGU-Sektion Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie (EKTC). Hier stehen Versorgungskonzepte, Ausbildung und Kooperationen im Fokus. Oberstarzt Priv.-Doz. Dr. Gerhard Achatz, stellvertretender EKTC-Leiter, hebt die Relevanz militärischer Erkenntnisse hervor: „Techniken wie Blutstillung oder Strategien bei komplexen Verletzungen sind auch für zivile Traumazentren und Rettungsdienste wertvoll.“ Angesichts globaler Krisen gewinnen diese Ansätze an Bedeutung – nicht nur für Kriege, sondern auch für andere Katastrophen.
Brücke zwischen Nationen
Der Kongress in Aachen wird so zur Plattform für Wissenstransfer und Solidarität. Die DGU unterstreicht damit ihre Rolle als Bindeglied zwischen ziviler und militärischer Medizin – und als Unterstützerin für Länder in Not. „Wir lernen voneinander, um Leben zu retten“, fasst Hildebrand zusammen.
Hinweis für interessierte Ärztinnen und Ärzte:
Bei Interesse zur Teilnahme wenden Sie sich per Email an:
GerhardAchatz@Bundeswehr.org sowie PhilippHube@Bundeswehr.org
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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