Bleibelastung senkte IQ im alten Rom

von | Jan. 7, 2025 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Bleibelastung ist für eine Reihe von gesundheitlichen Folgen verantwortlich, wobei selbst relativ geringe Mengen die kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigen. DRI-Wissenschaftler haben daher Aufzeichnungen über die Luftverschmutzung in arktischen Eiskernen verwendet, um Zeiträume der Bleiverschmutzung im gesamten Römischen Reich zu identifizieren.

Für die am 6. Januar in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlichte Studie wurden drei Eiskerne untersucht, um die Bleiverschmutzung in der Arktis zwischen 500 v. Chr. und 600 n. Chr. zu ermitteln. Diese Ära umfasst den Aufstieg der römischen Republik bis zum Untergang des römischen Reiches, wobei sich die Studie auf die etwa 200-jährige Blütezeit des Reiches konzentrierte, die als Pax Romana bezeichnet wurde . Anhand von Bleiisotopen konnte das Forschungsteam Bergbau- und Schmelzbetriebe in ganz Europa als wahrscheinliche Verschmutzungsquelle während dieser Periode identifizieren. Mithilfe moderner Computermodelle der Luftbewegungen wurden anschließend Karten der Bleiverschmutzung in der Atmosphäre in ganz Europa erstellt. In Kombination mit Untersuchungen, die Bleibelastung mit kognitivem Abbau in Verbindung bringen, konnte das Forschungsteam auch wahrscheinliche IQ-Rückgänge von mindestens 2 bis 3 Punkten in der europäischen Bevölkerung ermitteln.

„Dies ist die erste Studie, die Verschmutzungsdaten aus einem Eiskern nimmt und umkehrt, um die atmosphärischen Verschmutzungskonzentrationen zu ermitteln und dann die menschlichen Auswirkungen zu bewerten“, sagt Joe McConnell , Forschungsprofessor für Hydrologie am DRI und Hauptautor der Studie. „Die Idee, dass wir dies für die Zeit vor 2.000 Jahren tun können, ist ziemlich neuartig und aufregend.“

Eiskern-Längsproben, die mit dem kontinuierlichen Eiskern-Analysesystem des Desert Research Institute auf Blei und andere Chemikalien untersucht werden sollen | Copyright: Jessi LeMay
Eiskern-Längsproben, die mit dem kontinuierlichen Eiskern-Analysesystem des Desert Research Institute auf Blei und andere Chemikalien untersucht werden sollen | Copyright: Jessi LeMay

Blei hat viele Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, wie Gedächtnisverlust, Unfruchtbarkeit, Krebs, Konzentrationsschwierigkeiten oder eben einem geringeren Intelligenzquotienten (IQ). Die Wissenschafter*innen dieser Studie haben die Auswirkung auf den IQ untersucht, da dieser genau beziffert werden kann. Sie konnten dabei eine wahrscheinliche Verringerung des IQ-Werts um mindestens 2 bis 3 Punkte in der europäischen Bevölkerung feststellen. „Eine Verringerung des IQ um 2 bis 3 Punkte hört sich nicht nach viel an, aber wenn man das auf die gesamte europäische Bevölkerung anwendet, ist das beträchtlich“, sagt Nathan Chellman, Mitautor der Studie und Experte für Schnee- und Eishydrologie am DRI.

Die Bleiverschmutzung in der Antike stammte größtenteils aus dem Silberbergbau, bei dem das bleireiche Mineral Galenit eingeschmolzen wurde, um Silber zu gewinnen. Für jede gewonnene Unze Silber wurden bei diesem Prozess Tausende Unzen Blei produziert – ein Großteil davon wurde in die Atmosphäre freigesetzt.

Originalpublikation:
Joseph R. McConnell, Andreas Stohl, et al: Pan-European atmospheric lead pollution, enhanced blood lead levels, and cognitive decline from Roman-era mining and smelting. PNAS, 2025.
DOI: 10.1073/pnas.2419630121
https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2419630121

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