Bahnbrechend: Neuer Labortest kann Bauchspeicheldrüsenkrebs rechtzeitig erkennen

von | Mai 22, 2025 | Forschung, Gesundheit

Eine Arbeitsgruppe um Prof. Julia Mayerle vom LMU Klinikum München hat einen Labortest entwickelt, der Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Risikopatienten frühzeitig ausschließen kann. Damit steht erstmals ein Test für die Überwachung von Risikogruppen zur Verfügung, der den Krebs in einem heilbaren Stadium diagnostizieren kann.

Bauchspeicheldrüsenkrebs hat eine schlechte Prognose, da er meist erst im fortgeschrittenen, unheilbaren Stadium entdeckt wird. Trotz medizinischer Fortschritte bleibt die Therapie schwierig, und die Erkrankung wird bald die zweithäufigste Krebstodesursache sein. Risikogruppen wie Menschen mit chronischer Pankreatitis, familiärer Vorbelastung oder neu diagnostiziertem Diabetes über 50 ohne Übergewicht hatten bisher keine effektive Früherkennungsmethode, da CA19-9 nur bei fortgeschrittenem Krebs aussagekräftig ist.

Symbolbild. Credits: Pixabay
Symbolbild. Credits: Pixabay

An der neuesten Studie haben 23 deutsche Kliniken, in denen entweder die chirurgischen oder die gastroenterologischen Fachabteilungen auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse spezialisiert sind, teilgenommen. In die Studie aufgenommen wurden 1370 Patientinnen und Patienten, bei den die Bildgebung eine Raumforderung der Bauchspeicheldrüse gefunden hatte und es deshalb notwendig war, ein Pankreaskarzinom auszuschließen oder zu therapieren.

Das Blutplasma der Patienten wurde massenspektrometrisch auf das Vorliegen von zwei Biomarkersignaturen untersucht, eine mit 12 und eine mit nur 4 Metaboliten, sowie auf eine Erhöhung des Tumormarkers CA19-9. Die Patienten wurden zwei Jahre nachbeobachtet um sicherzustellen, ob ein Pankreaskarzinom vorlag oder sich entwickelte und ob eine andere Diagnose die Ursache des CT-Befunds war. Beide Biomarkersignaturen konnten wesentlich zuverlässiger als CA19-9 die Diagnose eines Pankreaskarzinoms ausschließen. Interessanterweise schnitt das kleinere Panel, bei dem nur vier Metaboliten quantifiziert werden und das dadurch kostengünstig auf nur einer Laborplattform gemessen werden kann, praktisch genauso gut ab wie der aufwendigere Test (Area under the curve AUC 0·846 (95% CI 0·842–0·849; p<0·0001 gegen CA 19-9, Spezifität von 93·6% (93·1–94·0) und Accuracy von 79·0% (78·8–79·2). Noch wichtiger für die klinische Anwendung ist, dass der negative Vorhersagewert, also die Feststellung, dass ein Pankreaskarzinom beim Betroffenen ausgeschlossen werden kann, bei über 90 Prozent liegt.


Damit wurde erstmals ein in der klinischen Routine einsetzbarer Labortest entwickelt, mit dem die Überwachung von Patienten mit einem erhöhten Risiko für ein Pankreaskarzinom oder von Patienten mit dem bildgebenden Verdacht auf ein Pankreaskarzinom vorgenommen werden kann. „Dieser Metabolom-Test kann den Betroffenen invasivere Diagnoseverfahren ersparen und mit ihm lässt sich der Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren“, sagt Letztautorin der Studie Prof. Julia Mayerle.

Original Paper:

Validation of two plasma multimetabolite signatures for patients at risk of or with suspected pancreatic ductal adenocarcinoma (METAPAC): a prospective, multicentre, investigator-masked, enrichment design, phase 4 diagnostic study – The Lancet Gastroenterology & Hepatology

Lesen Sie auch:

Bauchspeicheldrüsenkrebs: Neue Wirkstoffkombination macht Hoffnung – MedLabPortal


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.