Deutschland vor Drogenflut: Städte rüsten sich gegen synthetische Opioide

von | Mai 22, 2025 | Forschung, Gesundheit, Politik

Die Deutsche Aidshilfe (DAH) und das Deutsch-Europäische Forum für Urbane Sicherheit e.V. (DEFUS) starten gemeinsam das Projekt „Synthetic Opioids Prepare and Response“ (so-par), um die wachsende Gefahr synthetischer Opioide wie Fentanyl und Nitazene zu bekämpfen. In Zusammenarbeit mit den Modellstädten Berlin, Hannover und Essen sollen Strategien entwickelt werden, um Drogenhilfe und kommunale Strukturen auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten.

Synthetische Opioide verbreiten sich zunehmend – als Beimengung in Heroin, in gefälschten Medikamenten oder bewusst konsumiert. Sie sind kostengünstig, leicht zu schmuggeln und haben eine starke, schwer kalkulierbare Wirkung, die das Risiko tödlicher Überdosierungen erhöht. Der Rückgang des Schlafmohnanbaus in Afghanistan begünstigt die Verbreitung dieser Labor-Drogen.

Die USA stecken in einer Drogenkrise. Allein 2022 erreichte die Gesamtzahl der Drogentoten mit 107.941 Fällen einen historischen Höchststand. (Credits: MART PRODUCTION/pexels)
Was auch auf Deutschland zukommen könnte: Die USA stecken in einer Drogenkrise. Allein 2022 erreichte die Gesamtzahl der Drogentoten mit 107.941 Fällen einen historischen Höchststand. (Credits: MART PRODUCTION/pexels)

Die Vereinten Nationen und EU-Institutionen warnen vor der wachsenden Gefahr. In Großbritannien und Irland gab es bereits Wellen von Überdosierungen mit Fentanyl und Nitazenen. Nun droht auch in Deutschland eine Zunahme von Notfällen. In Bayern wurden bereits vermehrt Todesfälle und schwere Intoxikationen gemeldet. In Hamburg, Bremen und Frankfurt wurden Beimengungen synthetischer Opioide im Heroin nachgewiesen. Einen ersten Nachweis der Verbreitung lieferte im letzten Jahr bereits die Deutsche Aidshilfe mit ihrer Studie RaFT (Rapid Fentanyl Testing in Drogenkonsumräumen).

Das Projekt so-par zielt auf koordinierte kommunale Notfallpläne ab, die Rettungswesen, Behörden, Suchtmedizin und Drogenhilfe im Krisenfall verzahnen. Kernmaßnahmen umfassen Krisenkommunikationspläne, Awareness-Kampagnen, Aufklärung von Betroffenen, Drogenanalysen und Schulungen zum Einsatz des lebensrettenden Medikaments Naloxon. Zudem werden Webinare für Fachkräfte und Kommunen angeboten.

Die Modellstädte sollen praxistaugliche Lösungen erarbeiten, die anderen Kommunen als Vorlage dienen. Unterstützt wird das Projekt von Suchtforscher Prof. Dr. Daniel Deimel (TH Nürnberg) und dem Institut für Therapieforschung (IfT) München im Rahmen des Frühwarnsystems „NEWS“. Ziel ist es, durch frühzeitige Vorbereitung Menschenleben zu retten.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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