Axolotl-Haut liefert neue Hoffnung im Kampf gegen multiresistente Keime und Krebszellen

von | Juni 18, 2025 | Forschung, Gesundheit

Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben antimikrobielle Peptide (AMP) aus dem Hautschleim von Axolotln isoliert, die als vielversprechende Alternative zu klassischen Antibiotika gelten und zudem Tumorzellen bekämpfen können. Axolotl sind nicht nur für ihre außergewöhnliche Regenerationsfähigkeit bekannt, sondern schützen sich auch mit AMP in ihrer Schleimhaut effektiv vor Krankheitserregern. Diese Peptide sind Teil des angeborenen Immunsystems und kommen in nahezu allen lebenden Organismen vor, doch ihre medizinische Bedeutung wächst angesichts der zunehmenden Antibiotikaresistenz weltweit.

Ein Forschungsteam um Dr. Sarah Strauß untersuchte verschiedene AMP aus dem Hautschleim von Labor-Axolotln und konnte zeigen, dass sie nicht nur gegen multiresistente Bakterien wie MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) wirksam sind, sondern auch Krebszellen in Zellkulturen gezielt abtöten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Plos one“ veröffentlicht.

Kleiner Helfer für die Wissenschaft: Dr. Sarah Strauß hat auf der Haut des Schwanzlurches Axolotl wi 
Quelle: Copyright: Karin Kaiser/MHH

Die Gewinnung des Hautschleims erfolgte durch sanfte Massage der Tiere mit sterilen Handschuhen, wobei die Peptide anschließend in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM identifiziert und synthetisch nachgebildet wurden. Insgesamt wurden 22 potenziell wirksame Peptidkandidaten ausgewählt. Aufgrund ihres besonderen chemischen Aufbaus – sie enthalten positiv geladene Aminosäuren und wasserabweisende Anteile – können die AMP an die Zellwand von Bakterien binden, dort Löcher verursachen oder in die Zelle eindringen und sie zerstören. Auch gegen Pilze und Viren zeigen sie Wirkung.

Vier der aus Axolotl gewonnenen AMP waren gegen MRSA besonders effektiv, teils sogar stärker als das Reserveantibiotikum Vancomycin. Das ist bedeutsam, da die Verbreitung multiresistenter Keime durch den übermäßigen Einsatz von Antibiotika weiter zunimmt. Drei dieser Peptide zeigten zudem eine antikarzinogene Wirkung, indem sie in Brustkrebszellen einen programmierten Zelltod auslösten, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Die Forschenden sehen darin einen wichtigen Ansatz für die Entwicklung neuer Therapien gegen Antibiotikaresistenzen und Krebs, betonen jedoch, dass weitere Untersuchungen notwendig sind.

Der Axolotl, ursprünglich in Mexiko beheimatet, ist inzwischen vom Aussterben bedroht. Im „Ambystoma Mexicanum Bioregeneration Center“ der MHH werden neben Axolotln auch andere gefährdete Lurcharten gehalten und erforscht. Das Zentrum arbeitet mit internationalen Partnern zusammen und unterstützt Tierärztinnen und Tierärzte bei Fragen zu Haltung, Diagnostik und Therapie dieser Tiere.

Original Paper:

Identification of antimicrobial peptides from the Ambystoma mexicanum displaying antibacterial and antitumor activity – PubMed


Redaktion: X-Press Journalistenbürö GbR

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