Ärzte der Welt: Alarmierende Zahlen zur medizinischen Versorgung in Deutschland
Die humanitäre Organisation Ärzte der Welt e.V. hat in ihrem aktuellen Gesundheitsreport 2024 alarmierende Zahlen zur medizinischen Versorgung in Deutschland vorgelegt. Im Jahr 2023 behandelte die Organisation in ihren Projekten in Berlin, Hamburg, München und Stuttgart insgesamt 2.197 Menschen und führte dabei über 7.000 Konsultationen durch.
Besonders besorgniserregend: 85 Prozent der Neu-Patienten verfügten über keine Krankenversicherung. Die größte Gruppe unter den Hilfesuchenden waren EU-Bürger ohne Sozialleistungsanspruch, gefolgt von Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus und deutschen Staatsangehörigen.
Die Daten zeigen auch die prekäre Wohnsituation der Betroffenen. 26 Prozent der Patienten waren obdachlos, weitere 60 Prozent lebten in unsicheren Wohnverhältnissen. Bei den medizinischen Behandlungsgründen dominierten nicht-übertragbare Erkrankungen (61 Prozent), darunter vor allem Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sowie des Herz-Kreislauf-Systems.
Ein wichtiger Erfolg der Organisation: 165 Patienten konnten 2023 wieder in das reguläre Gesundheitssystem integriert werden. Dennoch sieht Ärzte der Welt weiterhin dringenden Handlungsbedarf. Die Organisation fordert eine Reform des Krankenversicherungssystems und den Abbau bürokratischer Hürden. Besonders kritisch wird die bestehende Übermittlungspflicht gesehen, die Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus faktisch von der medizinischen Versorgung ausschließt.
Die Zahlen des Reports verdeutlichen, dass trotz des grundsätzlich gut ausgebauten deutschen Gesundheitssystems weiterhin signifikante Versorgungslücken bestehen. Besonders betroffen seien dabei vulnerable Gruppen wie Obdachlose, nicht-versicherte EU-Bürger und Menschen ohne Aufenthaltsstatus, so die Organisation.
Original paper:
Den Report können Sie an dieser Stelle downloaden (PDF).
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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