Wiederentdeckung des Fuchsbandwurm-Typusmaterials ermöglicht genetische Einordnung
Eine überraschende Entdeckung in den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden wirft neues Licht auf den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis), einen humanmedizinisch bedeutsamen Parasiten. Das seit über 150 Jahren als verschollen geltende Typusmaterial des Bandwurms, ursprünglich 1863 vom Zoologen Rudolf Leuckart beschrieben, wurde wiederaufgefunden. Eine aktuelle Studie nutzte modernste Genomsequenzierung, um den Parasiten genetisch einzuordnen und seine Verwandtschaft zu anderen Bandwurmarten zu klären. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung naturwissenschaftlicher Sammlungen für Forschung und Diagnostik.
Der Fuchsbandwurm, ein wenige Millimeter langer Parasit, der vor allem im Darm von Füchsen lebt, kann beim Menschen die seltene, aber potenziell lebensbedrohliche alveoläre Echinokokkose auslösen. Diese tumorartige Lebererkrankung entsteht durch den Verzehr von mit Wurmeiern kontaminierten Lebensmitteln wie Beeren oder ungewaschenem Gemüse. Obwohl der Parasit seit Jahrzehnten gut beschrieben ist, fehlte bisher eine genetisch abgesicherte Referenz, da das Typusmaterial unauffindbar war.

Die Wiederentdeckung gelang während einer Forschungsseminarreihe und anschließender Recherchen, die zeigten, dass Larven und Zysten aus Leuckarts Sammlung über Leipzig nach Dresden gelangt waren. Das in Alkohol konservierte Präparat, das aus einem menschlichen Lebertumor stammt, ermöglichte es, das mitochondriale Genom des Fuchsbandwurms zu entschlüsseln. Dieses umfasst 13.738 Basenpaare mit 12 Protein-, 2 rRNA- und 22 tRNA-Genen. Die Analyse ergab eine enge Verwandtschaft zum Bandwurm Echinococcus shiquicus, der den Tibetfuchs als Endwirt nutzt. Die genetische Linie des Fuchsbandwurms besteht demnach seit über 200 Jahren.
Die Studie liefert nicht nur eine stabilere Grundlage für die Nomenklatur des Parasiten, sondern auch wertvolle Daten für die Epidemiologie und Diagnostik. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie naturkundliche Sammlungen durch die Kombination mit modernen Analysemethoden entscheidende Beiträge zur Wissenschaft leisten können.
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