VORGESTELLT: Wie Deutschlands erste und einzige Universitätsprofessorin für Kardiologie die translationale Medizin vorantreibt

von | Juli 3, 2025 | Forschung, Gesundheit

Seit dem 1. Juli 2025 ist Prof. Dr. Constanze Schmidt Universitätsprofessorin für Kardiologie an der Medizinischen Fakultät Göttingen und Direktorin der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Sie tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Gerd Hasenfuß an, der nach 26 Jahren in den Ruhestand ging, und ist derzeit die einzige Frau in Deutschland, die einen Lehrstuhl für Kardiologie inne hat. Mit ihrer Expertise in translationaler Medizin und ihrem Fokus auf atriale Kardiomyopathie setzt Schmidt neue Maßstäbe in Forschung, Lehre und Patientenversorgung.

Als Klinikerin und Forscherin verfolgt Schmidt das Ziel, die translationale Medizin zu stärken, um Forschungsergebnisse schnell in die Patientenversorgung zu überführen. „Die translationale Forschung in der kardiovaskulären Medizin ist ein wesentlicher Baustein, um das Leben von Patient:innen zu verbessern“, betont sie. Ihr Schwerpunkt liegt auf der atrialen Kardiomyopathie, einer Erkrankung der Herzvorhöfe, die Vorhofflimmern oder Schlaganfälle auslösen kann. Besonders die Rolle der Zwei-Porendomänen (K2P)-Kaliumkanäle, die für die elektrische Reizleitung im Herzen entscheidend sind, steht im Zentrum ihrer Arbeit. Sie identifizierte den TASK-1-Kanal als Regulator des atrialen Aktionspotentials, dessen Überproduktion Vorhofflimmern begünstigt. In einem von der Deutschen Herzstiftung geförderten Projekt entwickelte sie einen spezifischen Hemmstoff, der im Tiermodell Vorhofflimmern unterdrückte. Erste klinische Tests (DOCTOS-Studie) zeigen vielversprechende Ergebnisse. „Diese systematische Verfolgung von der Identifizierung eines Ionenkanals bis hin zu einem therapeutisch anwendbaren Medikament ist ein Kernstück meiner Forschung“, erklärt Schmidt.

Prof. Dr. Constanze Schmidt, Direktorin der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Foto: umg/samer al mhethawi
Prof. Dr. Constanze Schmidt, Direktorin der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Foto: umg/samer al mhethawi

Innovativ ist auch ihr Ansatz in der interventionellen Elektrophysiologie. Sie entwickelte „Herz-Tattoos“ aus Silber oder Gold, die die Gewebeleitfähigkeit verbessern, um Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Schenkelblöcke dauerhaft zu korrigieren. Dieses Verfahren, gefördert durch das EU-Programm HORIZON 2020, steht kurz vor der ersten Anwendung am Menschen.

In der Lehre setzt Schmidt auf interaktive Formate wie problemorientiertes Lernen und Unterricht am Krankenbett, um Studierende zu motivieren, Wissen eigenständig anzuwenden. „Lehrveranstaltungen sollen ein fachlicher Beschäftigungsfreiraum sein, kein starres Gerüst“, sagt sie. Ihr Ziel ist es, Nachwuchsmediziner:innen für die translationale Herzmedizin zu begeistern und ihnen die nötigen Kompetenzen zu vermitteln.

Die 1983 in Lüneburg geborene Schmidt studierte Humanmedizin und Physik in Göttingen, promovierte 2011 und habilitierte 2017 in Heidelberg zum Thema K2P-Kaliumkanäle. Nach Stationen als Assistenz- und Oberärztin in Heidelberg, wo sie 2022 die Else Kröner Clinician Scientist Professur erhielt, kehrte sie nach Göttingen zurück. Ihre Karriere ist von zahlreichen Auszeichnungen geprägt, darunter der Bundessieg bei „Jugend forscht“ 2001, der Oskar-Lapp-Forschungspreis 2016 und der Wissenschaftspreis der Gertrud-Spitz-Stiftung 2023. Sie ist Mitglied in renommierten Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC).

Mit ihrer Vision, das Heart & Brain Center Göttingen weiterzuentwickeln und die Schnittstelle von Herz und Hirn zu erforschen, positioniert sich Schmidt als Vorreiterin in der Kardiologie. Ihre Arbeit verspricht, die Behandlung von Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche nachhaltig zu verbessern und die translationale Medizin in Deutschland voranzutreiben.


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