Studie: Deutschland unvorbereitet auf Hitzekatastrophen

von | Juli 2, 2025 | Gesundheit

Angesichts zunehmender globaler Hitzekatastrophen ist Deutschland auf extreme Hitzeereignisse, insbesondere sogenannte „Hitzedome“, unzureichend vorbereitet. Während Südeuropa bereits nächtliche Temperaturen von 30 Grad und Tageshöchstwerte über 45 Grad erlebt, warnt der Deutsche Wetterdienst vor einer Hitzewelle in Deutschland mit bis zu 40 Grad Celsius. Ein Hitzedom, bei dem eine Hochdruckzone die Hitze wie unter einer Kuppel einschließt, wird durch den Klimawandel auch in Mitteleuropa wahrscheinlicher, findet jedoch in der deutschen Risiko- und Katastrophenplanung kaum Beachtung. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts sterben hierzulande jährlich mehrere Tausend Menschen an den Folgen von Hitzeperioden.

Die gesundheitlichen Risiken werden unterschätzt, betont Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Er fordert eine bessere Hitzeschutz-Infrastruktur, etwa Kühlwesten und Wearables zur Temperaturüberwachung für Risikogruppen sowie präventive Betreuung durch Hausärztinnen und -ärzte. Dr. Martin Herrmann von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit kritisiert, dass bestehende Hitzeaktionspläne für extreme Szenarien unzureichend sind. Es fehle an klaren Zuständigkeiten und flächendeckenden Notfallplänen, die vulnerable Gruppen wie Senioren, Obdachlose, Schwangere und Kleinkinder einbeziehen.

41 Grad Celsius in Deutschland - 2025 könnte die bisherige Rekordmarke fallen. Symbolbild. Credits: Pixabay
41 Grad Celsius in Deutschland – 2025 könnte die bisherige Rekordmarke fallen. Symbolbild. Credits: Pixabay

Experten schlagen gezielte Schutzkonzepte vor, darunter klimaangepasste Medikationspläne, klimatisierte Hitzeschutzräume und die flächendeckende Ausstattung mit Kühlhilfen. Eine aktuelle Studie unter der Leitung von Prof. Clemens Becker vom Geriatrischen Zentrum der Universitätsklinik Heidelberg betont die Dringlichkeit eines abgestimmten Handelns von Bund, Ländern und Kommunen. Die Forscher fordern, extreme Hitzewellen als Naturkatastrophen zu definieren, um Maßnahmen wie Krisenstäbe, Arbeitsverbote oder Evakuierungen zu ermöglichen. Eine ressortübergreifende Zusammenarbeit zwischen Gesundheits-, Innen- und Umweltressorts sowie Katastrophenschutzbehörden sei essenziell.

Die Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, analysiert internationale Erfahrungen mit Hitzeglocken und leitet Handlungsfelder für Deutschland ab. Prof. Becker warnt: „Ein Hitzedom ist eine reale Gefahr. Wer jetzt nicht handelt, riskiert Menschenleben.“ Experten plädieren für eine gesellschaftliche Debatte und konkrete Schritte, um hitzebedingte Todesfälle zu verhindern, da die Klimafolgen bereits spürbar sind.

Original Paper:

Hitzedom in Deutschland und wie gut wir darauf vorbereitet sind | Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie


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