Semisynthetische Gallensäure wirkt entzündungshemmend auf den Darm

von | März 13, 2025 | Forschung, Nicht kategorisiert

Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Wien hat einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von Darmentzündungen erzielt: Eine Studie zeigt, dass die halbsynthetische Gallensäure NorUDCA die Entstehung entzündungsfördernden T-Helfer-17-Zellen (TH17) im Darm hemmt und gleichzeitig die Bildung entzündungshemmender regulatorischer T-Zellen fördert. Dies könnte eine vielversprechende neue Therapiemöglichkeit für Patienten mit TH17-vermittelten Darmerkrankungen sein. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal Gut veröffentlicht.

NorUDCA (24-Nor-Ursodesoxycholsäure) ist eine chemisch modifizierte Gallensäure, die bereits vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung von Lebererkrankungen wie der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) gezeigt hat und in klinischen Studien erprobt wird. Da die PSC häufig mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung einhergeht und hier ein ursächlicher Zusammenhang vermutet wird, untersuchte ein Forschungsteam der MedUni Wien unter der gemeinsamen Leitung von Michael Trauner (Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie) und Wilfried Ellmeier (Institut für Immunologie) nun die Wirkung von NorUDCA auf das Immunsystem des Darms. Dabei zeigte sich, dass NorUDCA nicht nur die entzündungsfördernden TH17-Zellen hemmt, sondern auch deren Umwandlung in regulatorische T-Zellen (Tregs) begünstigt.

Medizinische Forschung | Mikroskopie | © MedUni Wien, Christian Houdek
Medizinische Forschung | Mikroskopie | © MedUni Wien, Christian Houdek

Um die Wirkung von NorUDCA zu untersuchen, wurden verschiedene Mausmodelle genutzt, die Darmentzündungen nachahmen. Dazu gehörte ein Modell, bei dem bestimmte Immunzellen (CD4+ T-Zellen) in immungeschwächte Mäuse übertragen wurden, um die Rolle von TH17-Zellen zu analysieren. Ein weiteres Modell verwendete menschliche Immunzellen von PSC-Patient:innen, um die Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen.

Moderne Analysemethoden wie Vielfarben-Durchflusszytometrie, RNA-Sequenzierung und Stoffwechselanalysen mittels Massenspektrometrie halfen dabei, die Mechanismen hinter der entzündungshemmenden Wirkung von NorUDCA zu entschlüsseln. Die Ergebnisse in den Modellen zeigen, dass die Wirkung auch in menschlichen Immunzellen erkennbar ist.

Dazu Ci Ashley Zhu, Senior Postdoc und Erstautorin der Studie: “Wir konnten den entzündungshemmenden Effekt von NorUDCA nicht nur in Mausmodellen, sondern auch in einem humanisierten Mausmodell mit Zellen von PSC-Patient:innen bestätigen, was darauf hinweist, dass dieser Effekt auch im menschlichen Darm wirken könnte.” Es konnten dabei neue mechanistische Einblicke in die Signalwirkung von Gallensäuren in der Darm-Leber-Achse gewonnen werden.

Original Paper:

Gut
24-Nor-ursodeoxycholic acid improves intestinal inflammation by targeting TH17 pathogenicity and transdifferentiation
Ci Zhu, Nicole Boucheron, Osamah Al-Rubaye, Brian K Chung, Liv Wenche Thorbjørnsen, Thomas Köcher, Michael Schuster, Thierry Claudel, Emina Halilbasic, Victoria Kunczer, Fanziska Muscate, Lois L Cavanagh, Darina Waltenberger, Alexander Lercher, Anna Ohradanova-Repic, Philipp Schatzlmaier, Tatjana Stojakovic, Hubert Scharnagl, Andreas Bergthaler, Hannes Stockinger, Samuel Huber, Christoph Bock, Lukas Kenner, Tom H Karlsen, Wilfried Ellmeier, Michael Trauner
doi:10.1136/gutjnl-2024-333297
https://gut.bmj.com/content/early/2025/03/02/gutjnl-2024-333297

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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