Rhabdomyosarkom: Studie belegt extremes Erkrankungsrisiko bei bestimmten Genmutationen
Die bislang erste Studie zur Untersuchung des Krebsrisikos bei Mosaik-RASopathien aufgrund von krankheitsauslösenden Varianten in den Genen HRAS oder KRAS zeigt, wie wichtig eine engmaschige Krebsfrüherkennung ist. Das höchste Krebsrisiko hatten die Forschenden in den ersten Lebensjahren der jungen Patienten beobachtet. Insbesondere bei Kleinkindern bestehe deshalb die Notwendigkeit einer rigorosen Rhabdomyosarkom-Früherkennung. Bei Erwachsenen mit dieser Hochrisikokrankheit sei eine regelmäßige Hautkrebsfrüherkennung erforderlich.
Erbliche Veränderungen in Genen sind oft die Ursache seltener Erkrankungen. So sind zum Beispiel krankheitsauslösende Genvarianten (PVs) im HRAS-Gen für das Costello-Syndrom und PVs im KRAS-Gen für das Noonan-Syndrom sowie das kardio-fazio-kutane Syndrom verantwortlich. Entstehen derartige PVs erst während der Embryonalentwicklung im Mutterleib, kommt es bei den Betroffenen zu einer Mosaikerkrankung, bei der sowohl veränderte als auch gesunde Zellen vorhanden sind. Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie des National Cancer Institute (NCI) in den USA haben nun erstmals das Krebsrisiko innerhalb einer speziellen Gruppe von jungen Patienten analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Krebs bereits im Alter von nur 20 Jahren bei 20 Prozent der Betroffenen diagnostiziert wird. Betrachtet man ausschließlich das sogenannte Rhabdomyosarkom, war das Risiko einer Erkrankung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sogar um das Achthundertfache erhöht.
Eine Besonderheit bei Mosaik-RASopathien liegt darin, dass es sich um Erkrankungen handelt, die erst während der Embryonalentwicklung im Embryo entstehen. Krankheitsauslösende Genvarianten (PVs) können jederzeit während einer Schwangerschaft auftreten. Man spricht dann von einem Mosaik, da nicht alle Zellen die Veränderung tragen. Bei früh während der Embryonalentwicklung aufgetretenen PVs sind verschiedene Gewebe von der Mosaik-RASopathie betroffen. Sie werden in der Studie Mehrlinien Mosaik-RASopathien genannt.
„Wir konnten insgesamt 69 Fälle in die Untersuchung einbeziehen. Hierbei haben wir zwölf Krebserkrankungen vorwiegend bei Kleinkindern beobachtet“, erläutert Professor Christian Kratz, Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der MHH und Initiator der Studie. Das Team um Professor Kratz hat ausschließlich Patienten mit Mehrlinien-Mosaik-RASopathien in die Studie einbezogen.
Das Spektrum der PVs, die typischerweise bei Mosaik-RASopathien gefunden werden, überschneidet sich mit dem Spektrum der Genmutationen, die bei Krebserkrankungen auftreten. So fanden die Forschenden bei sieben Patientenzwischen einem Monat und vier Jahren Rhabdomyosarkome. In einem Fall wurde ein zweites Rhabdomyosarkom im Alter von zwölf Jahren festgestellt. „Bemerkenswert ist, dass alle sieben Rhabdomyosarkome in der urogenitalen Region auftraten. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die besonders für die klinische Betreuung der Betroffenen relevant ist“, sagt Jonas Windrich, Medizinstudent an der MHH, der als Ko-Erstautor an der Studie beteiligt war. Weiterhin diagnostizierten die Forschenden drei Fälle von Hautkrebs, einen Wilmstumor sowie einen Fall mit Blasenkrebs.
Originalpublikation
Clinical Cancer Research, 17. September 2024
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