PFAS bleiben weiterhin ein ernsthaftes Problem
Bereits bei ihrer Herstellung, während des Gebrauchs und bei der Entsorgung behandelter Produkte, werden PFAS freigesetzt. Dadurch steigen die Konzentrationen in der Umwelt stetig an. Studien wiesen sie im Blut aller Kinder nach, die sie bereits als Säuglinge mit der Muttermilch aufnehmen. Eine Studie des Bundesumweltamtes ermittelte bei 20 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen PFAS-Werte im Blut, die ernste gesundheitliche Folgen haben können. Dazu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes, Brust-, Nieren- und Hodenkrebs sowie eine verringerte Reaktion auf Routineimpfungen.
Das Schweizerische Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen verweist explizit auf die immunologischen Auswirkungen im menschlichen Körper:
„Epidemiologische Untersuchungen zu den möglichen Auswirkungen von PFAS auf den Menschen, also Studien, die sich auf die Bevölkerung beziehen, wurden durchgeführt. Sie geben Hinweise darauf, dass erhöhte Spiegel bestimmter PFAS im Blut mit Veränderungen einhergehen, die möglicherweise gesundheitlich relevant sind. So scheint die Bildung von Antikörpern nach Impfungen reduziert zu sein. Weiter wurde eine Verbindung mit einem höheren Cholesterinspiegel im Blut und einem geringeren Gewicht von Neugeborenen beschrieben“.
Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung machte bereits 2020 auf die bestehenden Risiken und Grenzwerte aufmerksam und bezog sich dabei auf Studien bezogen, die auf eine Wirkung bestimmter PFAS auf das Immunsystem hinweisen.
Als tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) wurde ein Wert in Höhe von 4,4 Nanogramm (ng) pro Kilogramm (kg) Körpergewicht pro Woche für die Summe von vier PFAS, nämlich PFOA, PFNA, PFHxS und PFOS, abgeleitet.
Laut BfR liegen weltweit für einige PFAS Daten zum Vorkommen in humanem Blutplasma bzw. -serum und in der Muttermilch vor. Die im Körper vorhandene Menge an PFAS („interne Exposition“) sei unterschiedlich für jede einzelne Verbindung.Laut einer Stellungnahme der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) repräsentieren sieben Verbindungen, PFOA, PFNA, PFHxS, PFOS, Perfluorheptan sulfonsäure (PFHpS), Perfluordecansäure (PFDA) und Perfluorundecansäure (PFUnDA) bei Erwachsenen rund 97 Prozent der bisher am häufigsten untersuchten PFAS im menschli chen Blut in Europa.
„Die höchsten Konzentrationen im menschlichen Blutplasma und -serum weisen bei Erwachsenen PFOA, PFNA, PFHxS und PFOS auf“, so das BfR, und: „Etwa 90 % der im menschlichen Blut nachweisbaren PFAS-Gehalte wird durch diese vier PFAS repräsentiert“.
Die Höhe der Gehalte an PFAS im menschlichen Blut und die relativen Anteile einzelner PFAS können allerdings sich von Person zu Person deutlich unterscheiden. Zu Gehalten an PFAS im Blutplasma der erwachsenen Gesamtbevölkerung in Deutschland liegen laut BfR bislang keine repräsentativen Untersuchungen vor.
In Untersuchungen zu Gehalten im Blutserum an 158 Personen aus München im Jahr 2016 lag dem BfR zufolge der Median der Gehalte für PFOS bei 2,1 Mikrogramm (µg) pro Liter (95. Perzentil 6,4 µg pro Liter) und für PFOA bei 1,1 µg pro Liter (95. Perzentil 2,4 µg pro Liter).
Gehalte an PFNA und PFHxS im Blut der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland und in Europa sind der aktuellen Datenlage nach niedriger als für PFOA und PFOS und liegen im Median im Bereich unter 1 µg/l. Eine bereits im Jahr 2020 publizierte Studie zu Gehalten an PFAS im Blutplasma von 3- bis 17-jährigen Kindern in Deutschland zeigt Gehalte von 2,4 µg PFOS pro Liter, 1,3 µg PFOA pro Liter und 0,4 µg PFHxS pro Liter im Median.
Untersuchungen von Muttermilchproben zeigten wiederum, „dass einige PFAS auch in der Muttermilch nachweisbar sind. Die darin gemessenen Gehalte von PFOS und PFOA betragen nach unterschiedlichen Untersuchungen ca. 0,9 bis 2 % bzw. 1,8 bis 9 % der Gehalte im Blut der Mutter“, so das BfR. Die Gehalte der vier langkettigen PFAS (PFOA, PFNA, PFOS und PFHxS) im Blutserum bzw. -plasma seien in Deutschland um das Jahr 1990 am höchsten gewesen. Seitdem seien die Blutserumkonzentrationen dieser Verbindungen in der Bevölkerung in Deutschland deutlich zurückgegangen.Heute lägen die Werte für PFOS bei etwa 10 Prozent und für PFOA, PFNA und PFHxS jeweils bei etwa 30 % im Vergleich Gehalten der 1990er Jahre.
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