Musiktherapie könnte Depressionssymptome bei Demenz lindern
Ein aktueller Cochrane Review liefert Hinweise darauf, dass Musiktherapie Menschen mit Demenz zugutekommt, insbesondere indem sie depressive Symptome reduziert. Die Untersuchung eines niederländischen Forschungsteams zeigt, wie Musik als therapeutisches Mittel die Lebensqualität Betroffener verbessern könnte.
Demenz umfasst fortschreitende degenerative Gehirnerkrankungen, die Gedächtnis, Denkvermögen, Verhalten und Emotionen beeinträchtigen. In Deutschland leben etwa 1,5 Millionen Menschen mit dieser Diagnose. Besonders in fortgeschrittenen Stadien verlieren viele Betroffene die Fähigkeit, sich sprachlich klar auszudrücken. Dennoch bleibt oft die Möglichkeit, Melodien zu summen oder sich musikalisch zu beteiligen – ein Ansatzpunkt für die Musiktherapie.
Die World Federation of Music Therapy (WFMT) beschreibt Musiktherapie als gezielte Nutzung von Musik und ihren Elementen in medizinischen und alltäglichen Kontexten, um das Wohlbefinden zu fördern. Selbst in späten Krankheitsphasen kann sie eingesetzt werden, um emotionale und soziale Bedürfnisse zu adressieren.

Umfassende Analyse mit ermutigenden Ergebnissen
Das niederländische Cochrane-Team wertete 30 Studien mit insgesamt 1.720 Demenzpatient*innen aus, die mindestens fünf Musiktherapie-Sitzungen erhielten. Die Untersuchungen stammen vor allem aus Ländern wie Australien, Taiwan, den USA und verschiedenen europäischen Staaten. Die meisten Teilnehmenden lebten in Pflegeheimen, die Therapien fanden individuell oder in Gruppen statt. Fast alle Sitzungen kombinierten aktive Elemente, wie das Spielen von Instrumenten, mit rezeptiven, etwa dem Hören von Live-Musik.
Die Ergebnisse sind vielversprechend: Musiktherapie verbessert im Vergleich zur Standardversorgung wahrscheinlich direkt nach der Intervention depressive Symptome (moderate Evidenzsicherheit). Möglicherweise wirkt sie sich auch positiv auf allgemeine Verhaltensprobleme aus (niedrige Evidenzsicherheit). Ob sie Unruhe, Aggression, emotionales Wohlbefinden oder kognitive Fähigkeiten beeinflusst, bleibt unklar – hier zeigt die aktuelle Evidenz keinen Effekt. Verglichen mit anderen Aktivitäten wie Malen könnte Musiktherapie das Sozialverhalten fördern und Ängste mindern (niedrige Evidenzsicherheit).
Offene Fragen und Forschungsbedarf
Ob die positiven Effekte langfristig anhalten – also vier Wochen oder länger nach Therapieende –, lässt sich aufgrund der wenigen Studien mit Nachbeobachtung nicht sicher sagen. Die Forscher*innen betonen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zu Langzeiteffekten. Zudem stammen die meisten Daten aus Pflegeheimen; Studien in häuslichen oder gemeindenahen Umgebungen könnten die Erkenntnisse erweitern.
Ein Hoffnungsschimmer für Betroffene
Die Ergebnisse des Cochrane Reviews deuten darauf hin, dass Musiktherapie ein wertvolles Werkzeug sein könnte, um die emotionale Last von Demenz zu lindern – insbesondere bei Depressionen. Angesichts der begrenzten Behandlungsmöglichkeiten für diese Erkrankung bietet sie eine vielversprechende, nicht-medikamentöse Option. Weitere Forschung könnte helfen, ihren vollen Nutzen zu erschließen und den Einsatz gezielt zu optimieren.
Original Paper:
Hilft Musiktherapie Menschen mit Demenz? | Cochrane
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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