Migrationsmedizin: Chagas-Krankheit erreicht die Schweiz

von | Dez. 23, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) hat in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und weiteren Partnern eine umfassende Untersuchung zur Chagas-Krankheit in der Schweiz durchgeführt. Obwohl die Chagas-Krankheit typischerweise in Lateinamerika auftritt, sind in der Schweiz zwischen 2000 und 4000 Personen betroffen. Die Studie, die in der Zeitschrift „Swiss Medical Weekly2 veröffentlicht wurde, unterstreicht die Notwendigkeit verbesserter Früherkennungs- und Gesundheitsstrategien, um die Chagas-Krankheit in der Schweiz zu eliminieren.

Symbolbild. Credits: Pixabay
Symbolbild. Credits: Pixabay

Die Chagas-Krankheit, die durch den Parasiten Trypanosoma cruzi hervorgerufen wird, betrifft weltweit etwa 7 bis 8 Millionen Menschen, vorwiegend in Lateinamerika. Der Parasit kann durch Raubwanzen, über Lebensmittel, Bluttransfusionen und Organspenden sowie während Schwangerschaft und Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Chagas-Krankheit verläuft in zwei Stadien: In der akuten Phase während der ersten zwei Monate sind die Symptome mild oder gar nicht vorhanden, obwohl bei einigen Menschen Fieber, Kopfschmerzen oder Schwellungen an der Bissstelle auftreten können. Jahrzehnte später, in der chronischen Phase, entwickeln bis zu einem Drittel der Infizierten Herz-Kreislauf-, Verdauungs- und/oder neurologische Probleme. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu kardialen Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Tod kommen. Die Chagas-Krankheit wird von der WHO als vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD) eingestuft.

Die in der Zeitschrift «Swiss Medical Weekly» veröffentlichte Studie gibt Aufschluss über die Verbreitung, die Herausforderungen und die Behandlung der Chagas-Krankheit. Gemäss der Untersuchung sind in der Schweiz schätzungsweise 2000 bis 4000 Menschen von dieser Tropenkrankheit betroffen. Während die meisten Fälle auf Migration zurückzuführen sind, zeigt die Studie auch, dass die Chagas-Krankheit in der Schweiz durch Mutter-Kind-Übertragung während Schwangerschaft und Geburt übertragen werden kann. Die Überträger, Raubwanzen der Gattungen Triatoma, Rhodnius und Panstrongylus, kommen in Europa nicht vor.

„Ein Hauptproblem der Chagas-Krankheit besteht darin, dass sie oft unterdiagnostiziert wird, insbesondere in nicht endemischen Regionen“, sagt Pablo Martinez de Salazar, Senior Scientist am Swiss TPH und Seniorautor der Studie. „Tatsächlich bleiben viele Fälle jahrelang unentdeckt, was unbehandelt zu schwerwiegenden kardialen oder gastrointestinalen Komplikationen führen kann“. Zu dieser Unterdiagnose tragen Faktoren wie die geringe Sensibilisierung des Gesundheitspersonals, das Fehlen landesweiter Früherkennungsprogramme und Hindernisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, insbesondere für Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus, bei.

Die Studie wurde vom Swiss TPH in Zusammenarbeit mit der WHO, Unisanté, der Universität Lausanne, der Hochschule für Gesundheitswissenschaften (HESAV), der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), der Universität Zürich, der Universität Basel, dem Universitätsspital Genf und der Universität Genf durchgeführt. Die Koordination der Studie wurde von der R. Geigy Stiftung unterstützt.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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