Medizinische Fachgesellschaft DGKL bewertet Gesundes-Herz-Gesetz als “für die Gesundheit der Bevölkerung schädlich”

von | Jul 17, 2024 | Allgemein, Gesundheit, Politik

"Abschließend bleibt festzuhalten, dass die DGKL das Gesetz in dieser Form als kostentreibend und für die Gesundheit der Bevölkerung schädlich entschieden ablehnt." Credits: DGKL

Wir haben für Sie einige Passagen der Stellungnahme ausgesucht:

“Da die aktuellen ESC-/ DGK-Richtlinien zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen relativ niedrige LDL-Werte vorsehen, wird dies voraussichtlich dazu führen, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung einer Statin-Therapie bzw. einem strukturiertem Behandlungsprogramm (DMP) zugeführt wird. Die sich hieraus ergebenden Konsequenzen sind unserer Meinung nach im Gesetz nicht ausreichend berücksichtigt”

[…]

“Insgesamt befürchtet die DGKL eine vergleichbare Entwicklung wie bei der Einführung der dezentralen Covid-19 Schnelltestung, bei der all diese gesetzlich vorgegebenen Qualitätskriterien nicht berücksichtigt wurden. Dies war aufgrund der Notlage zwar nicht nachvollziehbar, aber tolerierbar, um einen weiteren Ansatz zur Eindämmung der Pandemie zu haben. Für eine prospektive geplante Vorsorge-Diagnostik sollten unserer Meinung nach aber höhere Standards gelten.”

[…]

“Derartige dezentrale Untersuchungen, welche nicht für epidemiologische und statistische Zwecke erfasst werden, bergen ein hohes das Risiko von Bias in späteren Populations-risikoadaptieren Labor-basierten Auswertungen. Dies kann zu heterogenen und verzerrten Schlussfolgerungen für kardiovaskuläre Erkrankungen in Deutschland und einer Benachteiligung der Patienten im Vergleich zu anderen Ländern Europas führen”

[…]

“Es ist Bestandteil des Qualitätsmanagements von Laboruntersuchungen, dass Ergebnisse lückenlos dokumentiert werden. Diese lückenlose Dokumentation muss gewährleistet sein”

[…]

“Die dezentrale Testung mit Geräten zur Patienten-nahen Schnelltestung (POCT) mit niedrigeren Qualitätsstandards von Fachpersonal ohne die von den Richtlinien geforderte Ausbildung wird zu einer hohen Anzahl an falsch positiven und falsch negativen Befunden führen. Wir gehen davon aus, dass dies in der Folge zu einer Vielzahl zusätzlicher diagnostischer Maßnahmen und Beratung in der regulären Patientenversorgung führen wird. Dies wiederum führt zu vermeidbaren Zusatzkosten”

[…]

“Die Interpretation der diagnostischen Laborbefunde und Beratung hinsichtlich Folgeuntersuchungen ist bislang ärztliche Tätigkeit. Sollte diese Tätigkeit auf andere Personenkreise ausgeweitet werden, müsste eine klare Definition und Ausbildung berechtigter Personen erfolgen. Weitere Behandlungspfade sind zu definieren”.

[…]

“Die im Gesetz vorgesehenen Kosten erlauben weder eine hochqualitative Diagnostik, noch beinhalten sie die Folgen einer minderwertigen Diagnostik. Realistische Berechnungen der zu erwartenden Fehldiagnosen und Zusatzdiagnostik sind im Gesetz nicht enthalten”

[…]

“Infolge der durch das Gesetz eingeleiteten Untersuchungen großer Teile der Bevölkerung und unter Berücksichtigung der aktuell angesetzten Grenzwerte, wird voraussichtlich ein Großteil der Bevölkerung als „behandlungsbedürftig“ eingestuft werden – für die bislang keine Behandlungsbedürftigkeit vorlag. Dies impliziert nicht nur mitunter große Auswirkungen auf das einzelne Individuum, zu nennen sind hier Nebenwirkungen unnötig verabreichter Medikamente sowie psychische Belastungen durch Falschdiagnosen. Auch das Thema Kosten muss in diesem Zusammenhang und hinsichtlich der Qualität der Untersuchungen zwingend neu beleuchtet werden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die DGKL das Gesetz in dieser Form als kostentreibend und für die Gesundheit der Bevölkerung schädlich entschieden ablehnt.”

 


Original Paper:
 

 

Lesen Sie dazu auch:
 


Die Beiträge im News-Bereich werden erstellt vom

X-Press Journalistenbüro GbR
Schwimmbadstr. 29
37520 Osterode am Harz

Web: www.xpress-journalisten.com
E-Mail: redaktion(at)med-lab-portal.de