“Im Fazit verursachen Laien-Teste für Streptokokken nicht unerhebliche Kosten auf Patientinnenseite, ohne den entsprechenden Nutzen zu stiften.”

von | Feb. 27, 2025 | Gesundheit, Nicht kategorisiert, Politik

Wer sich selbst auf eine Infektion testen möchte, erhält in Apotheken verschiedene Tests. Seit kurzem dürfen Apotheken – nach einer Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung – auch Streptokokken-Tests abgeben, sofern diese vom Hersteller zur Anwendung durch Laien vorgesehen sind. Darauf macht die Bundesapothekerkammer aufmerksam. Doch was bringt das wirklich? In einem exklusiven Gastbeitrag für MedLabPortal bewertet die Medizinerin und Professorin Astrid Petersmann die Nutzen und Risiken der Streptokokken-Selbsttests. Petersmann ist Institutsdirektorin des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Prof. Dr. med. Dipl. Biol. Astrid Petersmann. Foto: Privat
Prof. Dr. med. Dipl. Biol. Astrid Petersmann. Foto: Privat

In Apotheken erhältliche Streptokokken-Teste für Laien ermöglichen es Patientinnen, die Testungen selbst durchzuführen – ohne lange Wartezeiten in der Hausarztpraxis. Das klingt zunächst attraktiv, sind Laien doch mit Selbsttestungen seit der Corona-Pandemie gut vertraut.

Nutzen und Risiken für die Patientinnen sollten jedoch noch einmal klar herausgestellt werden.

Während in der Corona-Pandemie der Nutzen des einzusetzenden Test klar auf der Hand lag, ist dies unter Nicht-Pandemie-Bedingungen anders.  Bei Symptomen, die für eine Streptokokken-Infektion typisch sind, kommen auch etliche weitere Infektionskrankheiten in Frage. Ein negatives Testergebnis heißt daher lediglich, dass wahrscheinlich keine Streptokokken-Infektion vorliegt. Es kommen aber noch andere Erreger in Betracht, die eine Behandlung erforderlich machen. Patientinnen mit Symptomen sollten daher trotz eines negativen Streptokokken-Testergebnisses Ihre hausärztliche Praxis aufsuchen.

Ist der Test positiv, so ist es ebenfalls empfehlenswert zur Behandlung zum Arzt gehen. Folglich ist der Nutzen für die Patientinnen begrenzt, da sie unabhängig vom Testergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Arztpraxis aufsuchen sollten. Die Kosten für die Selbstteste tragen die Patientinnen, während sie diese Leistung bei einem Arztbesuch im Rahmen der Behandlung i.d.R. nicht zusätzlich bezahlen müssen.

Hinzu kommt, dass die Qualität der Laien-Teste nicht so streng kontrolliert werden kann wie es für die Teste in medizinischen Laboratorien der Fall ist. Auch ist die Durchführung bei vielen Streptokokken Laien-Testen nicht so einfach wie bei den allen bekannten Corona-Selbsttesten. Das birgt das Risiko, dass falsche Ergebnisse von den Patientinnen generiert bzw. abgelesen werden. Im besten Fall gehen die Patientinnen anschließend zum Arzt und können mit fachgerechter Diagnostik versorgt und ein möglicherweise falsches Ergebnis aufgeklärt werden. Risikobehaftet sind insbesondere falsch-negative Ergebnisse bei denen die Patientinnen dann nicht oder später als eigentlich möglich ihre Arztpraxis aufsuchen. 

Im Fazit verursachen Laien-Teste für Streptokokken nicht unerhebliche Kosten auf Patientinnenseite ohne den entsprechenden Nutzen für die Patientinnen zu stiften. Für das Gesundheitssystem entstehen in aller Regel trotzdem Kosten für eine fachgerechte Diagnostik. Es ist auch möglich, dass zusätzliche Kosten für das Gesundheitssystem entstehen, da handhabungsbedingte falsche Selbsttest-Ergebnisse die Diagnosefindung erschweren und zusätzliche Diagnostik verursachen, weil die ordnungsgemäße Durchführung der Teste – von der richtigen Abstrichtechnik bis hin zur korrekten Anwendung der Reagenzien –  nur für einen begrenzten Anwenderkreis geeignet ist. Und nicht zuletzt unterliegt die Qualitätssicherung der Laien-Teste weit weniger strengen Vorgaben als die Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien. “

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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