HIV: RKI-Daten outen Labortests als Rückgrat der Prävention
Die geschätzten Zahlen liegen bei allen Übertragungswegen wieder höher als während der Corona-Jahre, die von Kontaktbeschränkungen und ausgedünnten Testangeboten geprägt waren. Das hat gestern das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Epidemiologischen Bulletin mitgeteilt – kurz vor der Welt-Aids-Konferenz AIDS2024 in München vom 22.-26. Juli.
Die Zahl der HIV-Diagnosen, die erst nach schweren Immunerkrankungen gestellt werden, sei mit einem Drittel der HIV-Neudiagnosen weiterhin zu hoch, betont die Deutsche Aidshilfe. Die Zahl der Menschen, die ohne ihr Wissen mit HIV leben, ist dem Bericht zufolge allerdings gesunken, sie liegt jetzt laut RKI bei etwa 8.200.
Rund 92 Prozent der HIV-Infektionen in Deutschland sind bereits diagnostiziert, von den Diagnostizierten sind 99 Prozent in Behandlung, bei 96 Prozent der Behandelten ist die Therapie erfolgreich, HIV ist dann auch nicht mehr übertragbar.
Insbesondere bei schwulen Männern haben der Aidshilfe zufolge “spezifische Testangebote Erfolg gezeigt: HIV wird bei vielen früher diagnostiziert und behandelt. Dies schützt deren Gesundheit und verhindert weitere HIV-Übertragungen”.
“Dieses Erfolgsmodell sollte noch stärker auf andere Gruppen übertragen werden: Passgenaue, vertrauenswürdige Testangebote für spezielle Communitys sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg”, betont Sven Warminsky von der Deutschen Aidshilfe.
Bei intravenös Drogen konsumierenden Menschen sei ein Ausbau dringend geboten: Dort steigt die Zahl der Spätdiagnosen. Die Studie zur sexuellen Gesundheit von Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen ergab, dass die Angebote des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für diese Gruppe eine wichtige Rolle spielen, aber noch besser auf deren Bedürfnisse ausgerichtet werden sollten.
Das Robert Koch-Institut empfiehlt die Einsende- und Selbsttestangebote zu stärken. Daher biete die Deutsche Aidshilfe seriöse Einsendetests unter dem Namen s.a.m health an. In den rund 70 Community-basierten Testeinrichtungen des Verbandes gehören sowohl klassische Tests auf HIV und Geschlechtskrankheiten als auch HIV-Selbsttests unter fachkundiger Anleitung zum Programm ( Bericht)
Labortests als Rückgrat der Prävention
Eine der wichtigsten Säulen im Kampf gegen HIV ist die Labordiagnostik. Dabei gibt es verschiedene HIV-Tests, die je nach Einsatzgebiet unterschiedliche Vorteile bieten. Die Aidshile zählt folgende Verfahren auf:
- HIV-Labortest: Bei diesem Test wird eine Blutprobe ins Labor geschickt. Das Ergebnis erhält man in der Regel nach wenigen Tagen. Ein positives Testergebnis wird direkt im Labor bestätigt. Man kann eine HIV-Infektion mit diesem Labortest nach sechs Wochen sicher ausschließen.
- HIV-Schnelltest: Schnelltests liefern Ergebnisse innerhalb weniger Minuten. Allerdings muss ein positives Ergebnis im Labor bestätigt werden. Eine HIV-Infektion kann erst nach 12 Wochen sicher ausgeschlossen werden.
- HIV-Selbsttest: Selbsttests können eigenständig durchgeführt werden, zum Beispiel zu Hause. Allerdings entfällt hierbei die übliche Testberatung. Die Sicherheit, eine HIV-Infektion auszuschließen, ist vergleichbar mit dem Schnelltest (nach 12 Wochen).
- Einsendetest: Bei Einsendetests führt man den Test zu Hause durch und sendet die Probe ins Labor. Das Ergebnis wird per SMS oder telefonisch mitgeteilt. Dies ermöglicht einen regelmäßigen Test auf HIV und andere Geschlechtskrankheiten ohne großen Aufwand. Einsendetests werden in Deutschland derzeit in einem Pilotprojekt erprobt.
- PCR-Test: Der PCR-Test weist HIV direkt nach. Er wird hauptsächlich zur Kontrolle der HIV-Therapie eingesetzt. Bereits ein bis zwei Wochen nach einer möglichen Infektion kann er eine HIV-Infektion nachweisen. Allerdings ist dieser Test kostenpflichtig (mindestens 100 Euro).
Der rückläufige Trend der Jahre zuvor hat sich nur bei Männern, die Sex mit Männern haben, fortgesetzt. Die Zahl der HIV-Infektionen bei intravenös Drogen konsumierenden Menschen hingegen steigt seit 2010 kontinuierlich an. Eine leichte Steigerung gab es auch bei heterosexuellen Übertragungen, wobei die Schätzzahl laut RKI mit methodischen Unsicherheiten behaftet ist; ob ein realer Anstieg dahinter stecke, müsse sich erst noch zeigen.
Laut RKI ist auch die medikamentöse HIV-Prophylaxe PrEP erfolgreich, erreicht aber noch lange nicht alle Menschen, die sich damit vor HIV schützen könnten. Bisher wird die so genannte Prä-Expositionsprophylaxe vor allem von schwulen Männern genutzt. Aber auch andere Menschen könnten davon profitieren. So ergab kürzlich beispielsweise eine Studie der Deutschen Aidshilfe, dass viele Sexarbeiterinnen wenig über die PrEP wissen, teilweise aber großes Interesse daran haben, wenn sie davon hören.
Original Paper:
Lesen Sie auch:
- DGKL: HIV und STI: Sexarbeit in Deutschland wird immer gefährlicher
- DGKL: Neuer Labortest zum Nachweis persistenter HIV-Stämme in Afrika
Die Beiträge im News-Bereich werden erstellt vom
X-Press Journalistenbüro GbR
Schwimmbadstr. 29
37520 Osterode am Harz
Web: www.xpress-journalisten.com
E-Mail: redaktion(at)med-lab-portal.de