Historische Blutproben: Autoantikörper verursachen lebenslanges Risiko für Virusinfektionen
“Mit unserer Studie wollten wir die Ursache dafür finden, weshalb sich das Immunsystem mancher Menschen gegen sich selbst wendet. Und verstehen, welche Folgen Autoantikörper gegen Typ-1-Interferone für Betroffene haben”, sagt Studienleiter Benjamin Hale, Professor am Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich (UZH).
Sein Forschungsteam nutzte eine sehr große Sammlung eingefrorener Blutproben aus der Schweizer HIV-Kohortenstudie, die ursprünglich für die Erforschung der HIV-Infektion gespendet wurden. Die Wissenschaftler analysierten die Proben von rund 2’000 Erwachsenen, die über mehrere Jahrzehnte hinweg zweimal pro Jahr Blutproben gespendet hatten. “Die Studie war nur dank dieser einzigartigen Biobank mit Blutproben über einen langen Zeitraum und gut gepflegten klinischen Daten möglich”, sagt Hale. Die Tatsache, dass es sich bei den Spenderinnen und Spendern um HIV-Infizierte handelte, hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse, da das Virus in dieser Kohorte durch die Behandlung unterdrückt wurde.
Ältere Bevölkerung ist anfällig
Zunächst analysierte das UZH-Team, ob in den Blutproben Autoantikörper gegen Interferone vom Typ 1 vorhanden sind, um herauszufinden, wer solche Autoantikörper entwickelte, wann dies geschah und wie lange sie im Blut verweilten. Die Analyse ergab, dass etwa zwei Prozent der Personen im Laufe ihres Lebens Autoantikörper gegen Interferone des Typs 1 bildeten und dass dies typischerweise im Alter von 60 bis 65 Jahren geschah. Dies bestätigt frühere Studien, die zeigen, dass die Prävalenz von Autoantikörpern gegen Typ-1-Interferone mit dem Alter zunehmen könnte.
Die Studie ergab zudem, dass die einmal entwickelten Autoantikörper für den Rest des Lebens im Blut der Betroffenen nachweisbar bleiben. Menschen mit Autoantikörpern gegen Interferone vom Typ 1 hatten ein höheres Risiko, im Jahr 2020 an schwerem COVID-19 zu leiden, selbst wenn sie diese bereits 2008 entwickelt hatten.
“Diese Autoantikörper wirken sich noch Jahrzehnte später auf die Betroffenen aus. Sie führen zu einem geschwächten Typ-1-Interferon-System und einer verminderten Immunität gegen Viren”, sagt Hale.
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