E-Books zur Behandlung schwer psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher stehen kostenfrei zur Verfügung
Ab sofort können Psychologen und Psychiaterinnen, Betroffene und Familienangehörige E-Books als Hilfen für Kinder und Jugendliche mit einer schweren psychischen Erkrankung nutzen. Auf Wunsch der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universitätsklinik Köln hat der Hogrefe-Verlag 20 Titel sowie sechs weitere Titel für den Fernzugriff lizenziert. Sämtliche Titel sind kostenfrei und können über die nationale Zentralbibliothek ZB MED genutzt werden.
Die Situation psychisch und psychiatrisch erkrankter Kinder und Jugendlicher in Deutschland ist besorgniserregend. Etwa 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zeigen psychische Auffälligkeiten, mit steigender Tendenz. Ab dem 11. Lebensjahr steigt die Häufigkeit psychischer Störungen proportional an. Besonders alarmierend ist die hohe Prävalenz bei Jugendlichen. So leiden fast neun Prozent der Jugendlichen an einer Depression. Auch verzeichnen Fachärzte einen steigenden Anteil Heranwachsender mit gravierenden psychischen Störungen. Besonders erschreckend ist die Zahl der Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren, die die Kriterien für zwei oder mehr psychische Gesundheitsstörungen erfüllen: Es sind rund 30 Prozent.
Häufige Störungsbilder umfassen Angststörungen, aggressiv-dissoziale Störungen, depressive Störungen und ADHS. Mädchen leiden häufiger unter introversiven Störungen wie Depression oder Essstörungen, während Jungen eher von extroversiven Störungen betroffen sind. Faktoren, die zur Entwicklung psychischer Erkrankungen beitragen, sind vielfältig und umfassen genetische Veranlagung, Traumata, Leistungsdruck, schwierige familiäre Situationen, Mobbing und Substanzmissbrauch. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, um den Betroffenen zu helfen und mögliche Langzeitfolgen zu minimieren.
Allerdings ist auch die Nachbehandlung von Kindern und Jugendlichen nach einem stationären Aufenthalt deutlich erschwert. Das hat mehrere Gründe:
- Lange Wartezeiten: Fast 40 Prozent der Betroffenen warten länger als sechs Monate auf eine Weiterbehandlung.
- Unzureichende Versorgungsstrukturen: Trotz verbesserter psychotherapeutischer Angebote, insbesondere in ländlichen Regionen, reicht die Versorgung nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken.
- Verzögerte Behandlungsbeginn: Bei vielen jungen Patienten vergehen Jahre zwischen der Diagnose und dem Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung. Bei hyperkinetischen Störungen wie ADHS vergehen bei der Hälfte der Betroffenen über zwei Jahre bis zum Therapiebeginn.
- Mangelnde Kontinuität: Die Überleitung von der stationären in die ambulante Versorgung ist oft nicht nahtlos gewährleistet, was zu Behandlungslücken führen kann.
- Fehlende langfristige Betreuung: Viele Kinder und Jugendliche benötigen eine längerfristige Betreuung. Fast zwei Drittel der Patienten sind auch nach fünf Jahren noch erkrankt, was auf einen Mangel an langfristigen Nachsorgeangeboten hinweist.
- Unzureichende Vernetzung: Es fehlt an einer engen Zusammenarbeit zwischen stationären Einrichtungen, ambulanten Therapeuten, Schulen und anderen relevanten Institutionen zur Unterstützung der Wiedereingliederung.
Diese Mängel erschweren eine effektive und zeitnahe Nachbehandlung, was die Genesung und Reintegration der betroffenen Kinder und Jugendlichen beeinträchtigen kann. Wer helfen will und entsprechende Fachliteratur sucht, wird zwar fündig. Allerdings sind Handbücher und andere Manuals teuer und damit für viele unerreichbar. Die ZB MED hat mit dem Angebot des kostenlosen Zugriffs diese Versorgungslücke nun geschlossen.
Weitere Informationen
Digitale Bibliothek der Lebenswissenschaften Der Fernzugriff von ZB MED | Ihre digitale Bibliothek für die Lebenswissenschaften
youtube: News-Video mit weiteren Hintergründen Fernzugriff von ZB MED: Was ist er wert? | Service für die Wissenschaft
Meldungen mit Links zu allen E-Books Kostenfrei im Fernzugriff: E-Books zur Behandlung schwer psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher | ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften
Lesen Sie auch
Zusammenhänge zwischen erhöhten Entzündungswerten und Depression gefunden – MedLabPortal
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.