Dokumentarischer Aufwand: AWMF fordert Bürokratie-Abbau im Gesundheitswesen
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) schlägt vor, dokumentarischen Aufwand in der Gesundheitsversorgung über zusammengefasste Abrechnungsregeln zu reduzieren. Ziel der AWMF sei es, bis 2026 den Bürokratieabbau aktiv voranzutreiben, um mehr Zeit für die medizinische Behandlung freizusetzen.
„Über die Hälfte der Klinikärztinnen und -ärzte dokumentiert mehr als drei Stunden am Tag. Dieser Anstieg von Bürokratie im Gesundheitswesen wurde durch alle beteiligten Akteure mitverursacht. Die AWMF identifiziert jetzt, wie ihre Fachgesellschaften zum Bürokratieabbau beitragen können“, erklärt Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF.
„Aktuell gibt es über 980 sich teilweise überschneidende Abrechnungsregeln und Varianten. Das kann keiner mehr überblicken und da hilft auch keine Künstliche Intelligenz, denn diese braucht Struktur“, erklärt Prof. Erika Raab, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling. „Jeder Fachbereich hat seine spezifischen Richtlinien – hier müssen wir einmal aufräumen“, sagt Prof. Raab. „Wenn neue Kriterien geschaffen werden, um eine einheitliche Qualität zu definieren, müssen wir genau darüber nachdenken, wie das in der Abrechnung genutzt wird.“
Der Dokumentationsaufwand im Gesundheitswesen wächst stetig an, zuletzt durch Hybrid-DRGs sowie parallel eingeführte Leistungsgruppen der Krankenhausreform. In der medizinischen Praxis ergeben sich daraus vielfach Mehrfachkodierungen, die minimiert werden können. Um dies zu erreichen, setzt sich die AWMF für eine Reduktion von medizinischen Abrechnungsleistungen, wie Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) ein. Anfänglich als Abbildung von Qualität gedacht, entwickelten sich OPS zum Abrechnungssystem. Mit der Zeit bildeten sich immer mehr Ausdifferenzierungen, die unter anderem durch die AWMF-Fachgesellschaften ergänzt wurden. Indem OPS zusammengefasst werden, können Fachgesellschaften direkt zum Abbau von Bürokratie beitragen und damit die ärztliche Versorgungszeit erhöhen.
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