Diagnose Multiple Sklerose (MS): Lumbalpunktion, MRT und Blutwerte

von | Mai 30, 2024 | Allgemein, Gesundheit

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung des Zentralnervensystems, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Isolation und den Schutz um die Nervenzellen (Myelinscheide) im Gehirn, Rückenmark und Sehnerv angreift. Eine der Methoden zur Diagnose von MS ist die Lumbalpunktion.

Bei einer Lumbalpunktion wird eine kleine Menge Nervenwasser (Liquor) aus dem Wirbelkanal entnommen. Dieser Liquor ist eine in den Kammern des Gehirns gebildete Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark innerhalb des Schädels beziehungsweise Wirbelkanals schützend umgibt. Der Liquor ist im ständigen Austausch mit der Flüssigkeit, die sich zwischen den Gehirnzellen im Gewebe befindet und kann somit Aufschluss über krankhafte Veränderungen im Gehirngewebe geben.

Die Lumbalpunktion bei Multiple-Sklerose-Betroffenen wird mit örtlicher Betäubung und nach Desinfektion der Einstichstelle im Sitzen oder im Liegen durchgeführt. Dabei wird eine spezielle Hohlnadel etwa in Höhe des zweiten/dritten oder dritten/vierten Lendenwirbels zwischen den Wirbelkörpern bis in den Wirbelkanal, den Hohlraum, der das Nervenwasser enthält, vorgeschoben. Dann wird gewartet, bis eine ausreichende Menge (einige ml) Nervenwasser herausgetropft ist, die Nadel wird wieder hinausgezogen und die kleine Wunde mit einem Pflaster abgedeckt.

Bei 90% aller Patienten mit Multipler Sklerose wird ein hoher Immunglobulinspiegel in der Cerebrospinalflüssigkeit sowie das Vorhandensein oligoklonaler Banden beobachtet3. Der Nachweis von sogenannten „oligoklonalen Banden“ (einer Gruppe von Antikörpern) im Liquor ist für die Diagnose von MS besonders bedeutsam. Das Vorhandensein von oligoklonalen Banden im Liquorbefund einer MS-Untersuchung allein beweist zwar nicht eindeutig das Vorliegen von MS, jedoch stützt es die MS-Diagnose.

Die Lumbalpunktion ist heutzutage ein risikoarmes Routineverfahren. Mögliche Nebenwirkungen einer Lumbalpunktion können Übelkeit und Kopfschmerzen sein, die meist nach einigen Stunden verschwinden oder in Einzelfällen einige Tage anhalten können.

Neben der Lumbalpunktion gibt es weitere Diagnosemethoden für Multiple Sklerose (MS):

1. Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist eine bildgebende Technik, die detaillierte Bilder des Gehirns und des Rückenmarks erstellt. Sie kann Läsionen oder Narben im zentralen Nervensystem aufzeigen, die typisch für MS sind.

2. Bluttests: Obwohl es keinen spezifischen Bluttest für MS gibt, können Bluttests dazu beitragen, andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auszuschließen.

3. Evozierte Potentiale: Dies sind Tests, die die elektrische Aktivität des Gehirns in Reaktion auf sensorische Stimulation (wie Sehen, Hören und Berühren) messen. Sie können helfen, Anomalien in den Nervenbahnen aufzudecken, die auf MS hindeuten könnten.

Die Diagnose von MS ist komplex, da die Symptome variieren und viele andere Erkrankungen ähnliche Symptome aufweisen können. Daher wird eine Kombination dieser Tests oft verwendet, um eine genaue Diagnose zu stellen.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft. Sie kann Gehirn, Rückenmark und Sehnerven beeinträchtigen. Weltweit sind etwa 2,5 Millionen Menschen von MS betroffen, wobei rund 200.000 Fälle in Deutschland auftreten. Etwa 70 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Das Risiko, an MS zu erkranken, liegt in der Gesamtbevölkerung Deutschlands bei 0,1 bis 0,2 Prozent. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren. Die Diagnose erfolgt durch durch Anamnese, Untersuchungen und Tests wie Blutuntersuchungen, Lumbalpunktion (Wirbelsäulenhahn), Magnetresonanztomographie (MRT) und Nervenleitungstests .


Lesen Sie dazu auch:
 

 

Weiterführende Informationen:
 

Liquordiagnostik: Wegweisend für die Differenzialdiagnose (aerzteblatt.de)
 

Was ist MS? | DMSG