DGIM lehnt Facharzt für Notfallmedizin ab
Wer eine Notaufnahme aufsucht, leidet meist an einer internistischen Erkrankung. Um Patientinnen und Patienten bestmöglich behandeln zu können, benötigen in der Notfallversorgung tätige Ärztinnen und Ärzte breite internistische Kenntnisse, betont die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. in einer Stellungnahme. Darin spricht sich die Fachgesellschaft dafür aus, die Zusatz-Weiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ beizubehalten, statt wie von der Krankenhauskommission des Bundesgesundheitsministeriums vorgeschlagen einen neuen Facharzt für Notfallmedizin einzuführen. Dieser könne eine angemessene Vermittlung zwingend benötigter internistischer Kenntnisse nicht sicherstellen.
Das Spektrum an Behandlungsfällen in Notaufnahmen ist breit. Dabei sind internistische Erkrankungen die häufigsten Ursachen für medizinische Notfälle oder sie sind Begleiterkrankungen, die für eine richtigen Akutbehandlung unbedingt berücksichtigt werden müssen. Entsprechend müssen laut DGIM Ärztinnen und Ärzte in einer allgemeinen Notaufnahme über ein breites und insbesondere internistisches Fachwissen verfügen.
„Als Internistinnen und Internisten erlernen wir das für die bestmögliche Versorgung von Notfallpatientinnen und -patienten notwendige Wissen während einer jeweils 6-monatigen Tätigkeit in einer Notaufnahme und auf einer Intensivstation im Rahmen der Weiterbildung“, erklärt Sarmina Latif, Sprecherin der Arbeitsgruppe JUNGE DGIM.
Wenn sich Ärztinnen und Ärzte nach der Facharzt-Prüfung weiter für den Dienst im Notfall-Setting qualifizieren wollen, bietet bislang die Zusatzweiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ eine Möglichkeit dafür. Im Rahmen der Reform der Notfallversorgung diskutieren Stakeholder der Selbstverwaltung, Fachgesellschaften und Politik derzeit jedoch, die bewährte Zusatzweiterbildung durch eine eigene fachübergreifende Facharztweiterbildung für Notfallmedizin zu ersetzen.
„Wenn wir in andere europäische Länder schauen, in denen es den Facharzt für Notfallmedizin bereits gibt, sehen wir, dass dieser nicht geeignet ist, die notwendigen internistischen Grundlagen für eine sachgerechte Versorgung von akut erkrankten und meist multimorbiden Patientinnen und Patienten zu vermitteln“, konstatiert der DGIM-Vorsitzende Professor Dr. Jan Galle. Das hervorragende deutsche Notarztsystem bringe die Schwerstkranken ohnehin schon in die am besten geeignete Abteilung, die unklaren Fälle ganz überwiegend in die Innere Medizin.
Jede medizinische Fachrichtung hat eigene Schwerpunkte in der Notfallmedizin, die Innere Medizin genauso wie etwa die Unfallchirurgie. Fächerübergreifende Gemeinsamkeiten sind dagegen eher gering. „Wir lehnen einen Facharzt für Notfallmedizin daher ab, da ein solcher die große fachliche Bandbreite der Akut- und Notfallmedizin nicht angemessen abbilden kann”, ergänzt Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM, Internist und Kardiologe aus Würzburg. Aus Sicht der Fachgesellschaft könne man sich zwar vorstellen, für Innere Medizin und Chirurgie jeweils separate Facharzt-Weiterbildungen für Intensiv- und Notfallmedizin einzuführen, doch bilde die Chirurgie und die Anästhesiologie ebenso wie die Innere Medizin akut- und notfallmedizinische Anforderungen in ihren jeweiligen Weiterbildungen bereits gut ab.
Das kürzlich von der DGIM veröffentlichte „Curriculum Klinische Akut- und Notfallmedizin – Schwerpunkt Innere Medizin“ lege das ideale fachliche Fundament und bereite junge Internistinnen und Internisten optimal auf eine Tätigkeit in der Notaufnahme vor. Das Curriculum wurde gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), allen internistischen Schwerpunktgesellschaften sowie dem Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten konzipiert.
„Die internistische Weiterbildung wird durch dieses Curriculum dank der fachlichen Breite optimal ergänzt und ist die ideale Voraussetzung für eine qualifizierte Akut- und Notfallmedizin in der Inneren Medizin“, stellt auch Dr. med. Christian Becker, Co-Sprecher der AG JUNGE DGIM, fest.
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Original Paper:
Die Stellungnahme im Originalwortlaut
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