Borreliose & FSME: Zecken in Deutschland ganzjährig aktiv
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von durch Zecken übertragenen Krankheiten wie FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose in Deutschland werden immer deutlicher. Aktuelle Daten zeigen, dass die durchschnittlichen Temperaturen in Deutschland weiter ansteigen. So lag die Jahresmitteltemperatur bereits im Frühjahr 2024 laut Deutschem Wetterdienst bei 3,1°C über dem Referenzwert der Jahre 1961-1990. Dieser Trend setzt sich 2025 fort, mit milden Wintern und längeren Wärmeperioden.
Die steigenden Temperaturen haben direkte Auswirkungen auf die Aktivität und Verbreitung von Zecken, insbesondere der Art Ixodes ricinus, dem Hauptüberträger von FSME und Borreliose. Experten beobachten, dass Zecken inzwischen ganzjährig aktiv sind und keine Winterpause mehr einlegen. Dies führt zu einer verlängerten Übertragungssaison für zeckenübertragene Krankheiten.
Besonders besorgniserregend ist die Ausbreitung von FSME-Risikogebieten nach Norden. Während FSME früher hauptsächlich in Süddeutschland vorkam, werden nun vermehrt Fälle in nördlicheren Bundesländern registriert. So wurde 2024 der Stadtkreis Frankfurt (Oder) in Brandenburg zum FSME-Risikogebiet erklärt. Epidemiologische Daten des Robert Koch-Instituts zeigen einen deutlichen Anstieg der FSME-Fälle in Norddeutschland. In Niedersachsen beispielsweise hat sich die Zahl der gemeldeten FSME-Infektionen zwischen 2020 und 2025 verdreifacht.
Auch bei der Borreliose, die in ganz Deutschland endemisch ist, beobachten Wissenschaftler eine Zunahme der Fallzahlen. Eine Studie der Universität Hohenheim prognostiziert für 2025 einen Anstieg der Borreliose-Infektionen um 20% im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre[5]. Besonders betroffen sind urbane Gebiete, da sich Zecken zunehmend in Stadtparks und Gärten ausbreiten.
Der Klimawandel begünstigt nicht nur die Ausbreitung heimischer Zeckenarten, sondern auch die Einwanderung neuer Arten. So wurde die Hyalomma-Zecke, die ursprünglich in wärmeren Regionen beheimatet ist, in den letzten Jahren vermehrt in Deutschland nachgewiesen. 2025 gelang erstmals der Nachweis einer überwinternden Population in Süddeutschland.
Gesundheitsexperten empfehlen angesichts dieser Entwicklung verstärkte Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören Impfungen gegen FSME, die nun auch für Regionen außerhalb der klassischen Risikogebiete empfohlen werden. Zudem wird die Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit und regelmäßigen Zeckenkontrollen nach Aufenthalten im Freien aufgerufen.
Die Ausbreitung von zeckenübertragenen Krankheiten in Deutschland ist ein deutliches Beispiel für die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, Klimaschutzmaßnahmen zu verstärken und gleichzeitig Anpassungsstrategien im Gesundheitssektor zu entwickeln, um den Problemen durch neue und sich ausbreitende Infektionskrankheiten zu begegnen.
Der Artikel erschien im Original bei LabNews.
Lesen Sie auch:
Klimawandel: Krim-Kongo-Fieber in Spanien aufgetreten – MedLabPortal
Zecken nutzen Bakterien zum Überleben – MedLabPortal
Klimawandel: Zecken erobern Deutschlands Städte – MedLabPortal
Die Beiträge im News-Bereich werden erstellt vom X-Press Journalistenbüro
Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.