Biomedizin-Ethik erreicht die Fischzellforschung: FBN tritt Bundesnetzwerk 3R bei

von | Jan. 22, 2025 | Forschung, Nachhaltigkeit, Nicht kategorisiert, Politik

65 Jahre nach Vorstellung des 3R-Prinzips gibt es eine weitere positive Nachricht auf diesem Gebiet: Das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) setzt ein wichtiges Zeichen im Bereich der tierversuchsfreien Forschung und tritt mit der Arbeitsgruppe Wachstumsphysiologie der Fische dem Bundesnetzwerk 3R des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bei.

Mit ihrer Expertise im Bereich der Fischzellforschung setzt sich die Arbeitsgruppe Wachstumsphysiologie der Fische unter der Leitung von PD Dr. Bianka Grunow aktiv für das Tierwohl ein und entwickelt tierfreundliche und praxisnahe Alternativen zu Tierversuchen.

Projekt „Zanderlordosis“ gefördert durch die EPFC Core Group. Oben: Zander vor der Färbung, Unten: gleicher Zander nach der Clearing und Staining Methode. Die Knochen werden dabei rot und die Knorpelstrukturen blau angefärbt. | Quelle: George Franz | Copyright: FBN
Projekt „Zanderlordosis“ gefördert durch die EPFC Core Group. Oben: Zander vor der Färbung, Unten: gleicher Zander nach der Clearing und Staining Methode. Die Knochen werden dabei rot und die Knorpelstrukturen blau angefärbt. | Quelle: George Franz | Copyright: FBN 

Die Mitgliedschaft im Netzwerk ermöglicht es dem FBN, seine Forschung nach dem 3R-Prinzip „Replace, Reduce, Refine“ auszubauen, Expertise mit anderen 3R-Forschenden auszutauschen, tierversuchsfreie Methoden in der Fischforschung zu etablieren und darüber hinaus gemeinsam mit Partnern innovative Ansätze für die Aquakulturindustrie zu entwickeln. Das Netzwerk bietet seit 2022 eine bundesweite interdisziplinäre Plattform für den Austausch zu alternativen Methoden, um Tierversuche langfristig zu reduzieren oder zu ersetzen.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 verfolgt die Arbeitsgruppe das Ziel, die zellbasierte Forschung in der Fischbiologie nachhaltig zu etablieren. Der Fokus liegt dabei auf der Etablierung und Weiterentwicklung von Fischzelllinien, die es ermöglichen, biologische Prozesse auf zellulärer Ebene zu untersuchen, ohne auf lebende Tiere angewiesen zu sein. Mit derzeit 50 etablierten Zelllinien von 15 verschiedenen Fischarten, die in speziellen Stickstofftanks gelagert werden, hat sich die Arbeitsgruppe eine Vorreiterposition in Deutschland erarbeitet.

Das 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine) wurde 1959 von den britischen Wissenschaftlern William Russell und Rex Burch entwickelt und im Fachblatt Medical Journal of Australia 1960 unter dem heute legendären Titel The Principles of Humane Experimental Technique vorgestellt. Dieses Konzept entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem fundamentalen ethischen Standard in der gesamten biomedizinischen Forschung.

Ein wichtiger Meilenstein war die rechtliche Verankerung durch die EU-Richtlinie 2010/63/EU zum Schutz von Versuchstieren im Jahr 2010. Heute bildet das 3R-Prinzip die Grundlage für die Tierschutzpolitik und Forschungspraxis in vielen Ländern und ist eine zentrale Voraussetzung für die behördliche Genehmigung von Tierversuchen.

Einige Forschungseinrichtungen haben das Konzept sogar weiterentwickelt – so hat die Max-Planck-Gesellschaft das Prinzip um ein viertes R für „Responsibility“ (Verantwortung) erweitert, während die Charité Berlin eine erweiterte 3R-Definition verwendet, die moderne Technologien und Methoden einbezieht. Die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen ist heute ein wichtiges Thema in allen Bereichen der biomedizinischen Forschung.

Weiterführende Informationen:

Bundesnetzwerk 3R – Startseite

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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