Bildung kann den Herztod verhindern
Ein kardiologisches Forscher-Team der Universitätsmedizin Mainz hat eine neue Studie vorgestellt, die den Sozioökonomischen Status (SES) mit der Herzgesundheit von Personen ins Verhältnis setzt. Demnach ist auch in Deutschland ein niedriger SES mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkt, Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit, Schlaganfall sowie einer höheren Sterblichkeit assoziiert. Während frühere internationale Studien zu ähnlichen Ergebnissen kamen, wird die Bedeutung des SES in der Mainzer Studie besonders hervorgehoben, da der Zugang zum Gesundheitssystem hierzulande weniger vom Einkommen abhängt.
Langzeitstudie bildet breiten Querschnitt der Gesellschaft ab
Die Analyse beruht auf den Daten von 15.000 Teilnehmenden der Mainzer Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS), die bereits seit 2007 läuft. Bis 2022 waren Personen im Alter von 35 bis 74 Jahren aus Mainz und Rheinhessen eingeschlossen. Für die Ermittlung des SES wurden verschiedene Merkmale der Lebensumstände herangezogen, wie der höchste Bildungsabschluss, der Beruf und das Einkommen.
„Wir haben festgestellt, dass innerhalb eines Untersuchungszeitraums von zehn Jahren (2012-2022) die Wahrscheinlichkeit für neu auftretende Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Personen mit niedrigem SES um 68% höher war. Auch hatten sie eine um 86% höhere Gesamtsterblichkeit im Vergleich zu Personen mit hohem SES“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Thomas Münzel. Münzel ist Klinikdirektor des kardiologischen Zentrum der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Herzgesundheit: Bildung ist wichtiger als Einkommen
Beim Vergleich der Daten erwiesen sich der Bildungsstand und die Art der Beschäftigung als entscheidende Faktoren für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, während das Nettohaushaltseinkommen insgesamt eine geringere Rolle zu spielen schien. Diese Assoziationen blieben auch nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensstil und kardiovaskulären Risikofaktoren bestehen.
Das ist insofern bemerkenswert, als dass Menschen mit höherem Einkommen in vielen Ländern und auch in Deutschland oft einen besseren Zugang zu privater Gesundheitsversorgung haben. Währenddessen sind Menschen mit niedrigerem Einkommen eher auf staatliche oder öffentliche Gesundheitssysteme angewiesen.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Einkommen und somit vielleicht ein erleichterter Zugang zu einer Privatversicherung einen kleineren Einfluss im Vergleich zu Bildung und Beruf zu haben scheint“, sagt Dr. Omar Hahad, Erstautor der Studie. „Dennoch muss gesagt werden, dass alle Komponenten des SES miteinander substanziell zusammenhängen und eine klare Trennung schwierig ist.“
Die Studie legt vorerst die Vermutung nahe, “dass Personen mit höherem SES möglicherweise weniger schädlichen Umweltbelastungen ausgesetzt sind und sich bewusster mit Gesundheitsfragen auseinandersetzen sowie einen gesünderen Lebensstil pflegen”. Prävention scheine damit wichtiger zu sein als der Zugang zu einer, privat bezahlten Gesundheitsversorgung, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verhindern, so das Fazit der Forscher.
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