HIV: Resistenztests alleine bringen wenig

von | Jul 18, 2024 | Allgemein, Gesundheit

Blutproben von Patientinnen und Patienten für die Viruslast- und HIV-Resistenztestung. | Quelle: Christian Heuss | Copyright: SolidarMed

Weltweit leben etwa 2,6 Millionen Kinder und Jugendliche mit HIV, die grosse Mehrheit von ihnen in Afrika. Bei ihnen versagen Therapien deutlich häufiger als bei Erwachsenen. Fachleute gingen lange davon aus, dass Tests auf Resistenzen des Virus die Behandlung bei Therapieversagen verbessern könnte. Ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Basel zeigt nun jedoch, dass es viel wichtiger wäre, die regelmässige Einnahme der Medikamente zu unterstützen.

Die Studie fand in zehn klinischen Zentren in Lesotho und Tansania statt und erfasste Daten von 284 Teilnehmenden im Alter von 6 Monaten bis 19 Jahren. Die Kinder und Jugendlichen erhielten alle eine antiretrovirale Therapie, zeigten jedoch trotzdem eine hohe Konzentration des HI-Virus in Blutproben.

Die Forschenden teilten sie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein: Bei der einen führte das Fachpersonal Tests auf Resistenzmutationen am Virus durch. Die zweite Gruppe erhielt die übliche Versorgung mit wiederholten Viruslast-Tests und empirischer Behandlung.

Das Ergebnis: Die genetischen Tests auf Resistenzen verbesserten die Behandlung nicht wesentlich. 36 Wochen nach dem Startpunkt der Studie gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Sachen Viruslast. “Das widerspricht der Annahme, dass eine auf Resistenztests gestützte Behandlung im grossen Rahmen zu besseren klinischen und virologischen Ergebnissen führen würde”, fasst Jennifer Brown zusammen, die als Erstautorin der Studie fungiert.

Therapietreue ist entscheidend

Der Hauptgrund für die unverändert hohe Viruslast trotz antiretroviraler Medikamente scheine eher darin zu liegen, dass der Wirkstoff nicht wie vorgesehen täglich eingenommen werde, so Studienleiter Niklaus Labhardt. “Eine Verbesserung der Therapietreue wäre wirkungsvoller als eine breite Einführung der Resistenztests. Dieses Resultat ist daher so wichtig, da es uns hilft zu priorisieren, wo wir die begrenzten Mittel für HIV-Programme einsetzen möchten.”

So hoffen die Forschenden, dass künftig mehr Ressourcen in Programme fliessen, die die spezifischen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen und somit die Therapietreue verbessern. Gleichzeitig sei es wichtig herauszufinden, welche Kinder und Jugendliche das grösste Risiko für Virusresistenzen haben, damit die relativ teuren Resistenztests gezielt da eingesetzt werden können, wo sie am wahrscheinlichsten nützen.

Neben Forschenden der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel waren auch Expertinnen und Experten des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts, der Non-Profit-Organisation SolidarMed, der «Baylor College of Medicine Children’s Foundation» und des «Seboche Mission Hospital» in Lesotho sowie des «Ifakara Health Institute» und der Organisation «Management and Development for Health» in Tansania beteiligt. Finanziert wurde die Studie durch die Fondation Botnar, den Schweizerischen Nationalfonds und die Gottfried und Julia Bangerter-Rhyner-Stiftung.


Originalpublikation:

Jennifer Anne Brown et al.
Resistance-informed versus empirical management of viraemia in children and adolescents with HIV in Lesotho and Tanzania (GIVE MOVE trial): a multisite, open-label randomised controlled trial.
The Lancet Global Health (2024)
doi: 10.1016/S2214-109X(24)00183-9

 

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