Ymolution: “Vegane” Antikörper können Tierversuche vermeiden helfen

von | Nov 21, 2024 | Allgemein, Forschung

An der Unimedizin Greifswald startete im November ein Projekt, das bereits in ein paar Monaten zu einer Unternehmensgründung führen wird. Ein Forschungsteam des Interfakultären Instituts für Genetik und Funktionelle Genomforschung hat eine neue Methode zur Herstellung von Nanoantikörpern entwickelt, die komplett auf Tierversuche verzichtet.

Das Ymolution-Forschungsteam freut sich auf die kommende Ausgründung (v.l.n.r.: Anja Wiechert, Alexander Reder, Christian Hentschker, Jan Meiering). | Quelle: Foto: Unimedizin Greifswald | Copyright: Unimedizin Greifswald
Das Ymolution-Forschungsteam freut sich auf die kommende Ausgründung (v.l.n.r.: Anja Wiechert, Alexander Reder, Christian Hentschker, Jan Meiering). | Quelle: Foto: Unimedizin Greifswald | Copyright: Unimedizin Greifswald 

Diese „veganen“ Antikörper können für viele Forschungsbereiche eine bedeutende Rolle spielen – etwa in der Diagnostik und Krebsforschung, die bisher fast ausschließlich von tierischen Systemen abhängig waren. „Ymolution“ nennt sich die für 2025 geplante Ausgründung aus dem Forschungstransferprojekt. Sie soll für eine revolutionäre Lösung immunologischer Fragestellungen stehen.

Antikörper erkennen Krankheitserreger nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip und machen sie unschädlich. In der Medizin spielen sie daher eine bedeutende Rolle: in der Grundlagenforschung, bei der Diagnostik zum Beispiel beim Corona-Schnelltest oder bei der Entwicklung von Medikamenten. „Doch um Antikörper zu produzieren, kommen normalerweise Tiere zum Einsatz“, sagen Dr. Christian Hentschker und Dr. Alexander Reder vom „Ymolution“-Projekt. Ein Weg sei die Nutzung tierischer Genbibliotheken. Der andere Weg sei die Gewinnung bestimmter Antikörper aus Versuchstieren, insbesondere Mäusen und Kaninchen. „Das ist nicht nur ethisch problematisch, sondern ist zudem mit einem hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden“, betont Reder weiter. Zudem sei die Qualität der produzierten Antikörper häufig schlecht, eine Erfolgsgarantie ohnehin nie gegeben. Denn jedes Tier reagiere anders. Fast 90 Prozent der hergestellten Antikörper können gar nicht effektiv genutzt werden.

Für all diese Probleme hat das Greifswalder Forschungsteam nun eine Lösung: die künstliche Herstellung von Nanoantikörpern im bakteriellen System. Mithilfe ihrer neuartigen Methode wird das Immunsystem der Tiere in den Bakterienzellen nachgestellt. Auf diese Weise können in vollständig synthetisch hergestellten Genbibliotheken theoretisch alle relevanten Antikörperspezifitäten abgebildet werden. „Man kann sich das Ganze wie eine unbegrenzte Sammlung von Bauplänen für verschiedene Antikörper vorstellen“, vergleicht Hentschker das Prinzip.

„Aus dieser Bibliothek können wir genau auswählen, welche Antikörper wir herstellen wollen“, erzählt er, „und vorab können wir all das herausfiltern, was nicht oder nur schlecht funktionieren würde.“ Ergänzend dazu hebt Reder hervor, dass das neue Verfahren den besonderen Vorteil bietet, eine Vielzahl an Antikörperspezifitäten zu erzeugen, die bislang unerreichbar waren und die im Tiermodell nicht realisiert werden können. Zudem verlaufe der gesamte Prozess im Labor – kontrolliert und unter höchsten Reinheitsbedingungen. Das ermögliche eine bessere Qualität bei gesteigerter Effizienz der Antikörperproduktion. „Wir werden mit dieser Methode bedeutend schneller Antikörper produzieren, was nicht zuletzt auch die Herstellungskosten entscheidend senkt“, so Reder weiter.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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