Würzburger Uniklinikum startet weltweit erste ROR1-CAR-T-Zell-Studie bei Nebennierenkarzinom
Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) hat einen Meilenstein in der Krebsforschung erreicht: Im Rahmen der klinischen Phase-I-Studie LION-1 wurde der erste Patient mit ROR1-spezifischen CAR-T-Zellen behandelt, einer neuartigen Immunzelltherapie gegen Krebszellen, die das Protein ROR1 auf ihrer Oberfläche tragen. Die Therapie, die erstmals weltweit bei einem Patienten mit Nebennierenkarzinom angewendet wird, zielt darauf ab, Tumorzellen gezielt zu erkennen und zu zerstören. Bis zu 46 Patienten sollen im Verlauf der Studie behandelt werden, um die Verträglichkeit und erste Wirksamkeitsanzeichen der Therapie zu prüfen.
Die LION-1-Studie wird am Clinical Trial Center des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) WERA durchgeführt, das an die von Dr. Maria-Elisabeth Goebeler geleitete Early Clinical Trial Unit (ECTU) angebunden ist. Studienleiter ist Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW und Sprecher des NCT WERA. „Das ist die weltweit erste CAR-T-Zell-Studie bei dieser seltenen bösartigen Entartung der Nebenniere“, betont der behandelnde Endokrinologe Prof. Dr. Martin Fassnacht. Der erste Patient, bei dem Standardtherapien ausgeschöpft waren, erhielt körpereigene T-Zellen, die im Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet wurden. Diese ROR1-CAR-T-Zellen wurden per Infusion zurückgeführt, um Krebszellen gezielt anzugreifen.
Die Studie untersucht zwei Patientengruppen: eine mit Blutkrebserkrankungen wie Mantelzelllymphom oder chronischer lymphatischer Leukämie und eine mit soliden Tumoren wie Eierstock-, Brust- oder Nebennierenrindenkrebs. Je Gruppe sind bis zu 23 Patienten vorgesehen, wobei weitere Standorte neben Würzburg eingebunden werden. „Wir wollen wissen, wie der Körper die neue Behandlung verträgt. Welche Nebenwirkungen können auftreten, und welche Dosis ist die richtige? Gleichzeitig hoffen wir auf erste, wenn auch vorsichtige Anzeichen, dass die Therapie wirkt“, erklärt Prof. Dr. Sophia Danhof, Fachärztin für Innere Medizin und Leiterin der Behandlung.

ROR1 sei ein vielversprechendes Ziel, da es auf vielen Tumorzellen, aber selten in gesunden Geweben vorkomme, erläutert Prof. Michael Hudecek, Sponsorvertreter der Studie und Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW. Sein Team habe die ROR1-spezifischen CAR-T-Zellen entwickelt. Die Therapie könnte insbesondere für solide Tumoren, die mit bisherigen Immuntherapien schwer behandelbar sind, einen Durchbruch bedeuten.
Die Herstellung der CAR-T-Zellen erfolgt am Fraunhofer IZI in Leipzig unter strengen pharmazeutischen Standards (GMP). Nach der Isolierung und Anreicherung patienteneigener T-Zellen werde die genetische Information für den CAR-Rezeptor mittels der virusfreien Sleeping-Beauty-Transposon-Technologie in das Zellgenom integriert, erklärten die Forschenden. Anschließend würden die Zellen vermehrt, qualitätsgeprüft und nach Freigabe an das UKW zurückgesendet. Die Herstellung für den zweiten Patienten sei bereits abgeschlossen, sodass die nächste Behandlung bald erfolgen könne.
Die LION-1-Studie markiere einen bedeutenden Schritt in der Immuntherapie, betonten die Wissenschaftler. Sollten sich die ROR1-CAR-T-Zellen als sicher und wirksam erweisen, könnten sie eine neue Hoffnung für Patienten mit schwer behandelbaren Krebserkrankungen bieten, insbesondere bei soliden Tumoren.
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