Weltweit einzigartige Herzklappenprothese am Deutschen Herzzentrum der Charité eingesetzt

von | Juni 20, 2025 | Forschung, Gesundheit

Am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) wurde erstmals eine neuartige Herzklappenprothese aus körpereigenem Gewebe implantiert. Diese weltweit einzigartige Technologie verspricht nahezu unbegrenzte Haltbarkeit und kann sich bei Kindern mit angeborenen Herzklappenfehlern dem Körperwachstum anpassen, wodurch belastende Folgeoperationen vermieden werden könnten.

Herzklappendefekte sind häufige Herzerkrankungen, von denen weltweit jährlich etwa 160.000 Kinder betroffen sind, in Deutschland rund 800 Neugeborene. Herkömmliche Prothesen aus tierischem Gewebe sind nur begrenzt haltbar und wachsen bei Kindern nicht mit, was regelmäßige Eingriffe am offenen Herzen erfordert. Seit 2010 forscht ein Team unter PD Dr. med. Boris Schmitt am DHZC an einer Lösung: Herzklappen aus körpereigenem Gewebe, die vom Immunsystem akzeptiert werden und wachstumsfähig sind.

Kinderarzt PD Dr. med. Boris Schmitt, Oberarzt Dr. med. Peter Kramer, Patient Marcus L. und Klinikdirektor Prof. Dr. med. Felix Berger (von links nach rechts). | Copyright: DHZC/Gutbrod
Kinderarzt PD Dr. med. Boris Schmitt, Oberarzt Dr. med. Peter Kramer, Patient Marcus L. und Klinikdirektor Prof. Dr. med. Felix Berger (von links nach rechts). | Copyright: DHZC/Gutbrod

Bei der neuen Methode wird Gewebe aus dem Herzbeutel des Patienten entnommen, zu einer Klappe geformt und in einem Stent fixiert. Dieser wird per Katheter unter Röntgenkontrolle ins Herz eingesetzt, ohne offene Herzoperation. Der Eingriff dauert nur wenige Stunden. Das körpereigene Gewebe wird nicht abgestoßen, bleibt funktionsfähig und könnte sich bei Kindern an das Körperwachstum anpassen, da ein spezieller, sich auflösender Stent verwendet wird.

Die Technologie, entwickelt unter der Leitung von Prof. Dr. med. Felix Berger, könnte die Behandlung von Kindern mit Lungenklappendefekten revolutionieren. Nach jahrelangen Vorstudien wird die Methode derzeit in einer Studie mit sieben jungen Erwachsenen auf Sicherheit geprüft. Zwei Patienten wurden bereits erfolgreich behandelt, darunter ein 34-jähriger Mann, der fünf Tage nach dem Eingriff entlassen wurde und nach vier Wochen wieder arbeitet.

Die Technologie wurde in das Start-up GrOwnValve überführt, das mit EU-Mitteln gefördert wird. Sie könnte kostengünstig auch in ärmeren Ländern eingesetzt werden. Zukünftig soll die Methode nach weiteren Tests auch für andere Herzklappen wie die Aortenklappe angewendet werden.

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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