Tag der sexuellen Gesundheit setzt auf HPV-Impfung
Was viele nicht wissen: Kondome können die Gefahr einer Ansteckung zwar verringern, bieten aber keinen absolut zuverlässigen Schutz vor HPV. Das liegt daran, dass die HP-Viren im gesamten Genital- und Analbereich vorkommen können und man so auch trotz Kondom damit in Berührung kommen kann. Die Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch über den direkten Kontakt mit infizierten Haut- bzw. Schleimhautbereichen. Über kleinste Verletzungen der Haut- bzw. Schleimhaut können die Viren in den Körper eindringen und so zu einer Infektion führen. Trotzdem sollte beim Sex nicht auf Kondome verzichtet werden, da sie vor vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können.
Die Molekularmedizinerin Dr. Julia Löffler erklärt es so: “HPV wird über Mikroläsionen in den Schleimhäuten übertragen. Diese kleinen Verletzungen in den Schleimhäuten haben wir alle und sie sind so klein, dass wir sie weder sehen noch spüren. Das heißt jetzt ganz genau, bei jeder Art von (sexuellem) Intimkontakt kann eine Übertragung von HPV passieren. Kondome reduzieren die HPV-Übertragung und das Infektionsrisiko, bieten aber keinen 100%igen Schutz”. Bereits der Kontakt mit infizierten Schleimhäuten an den Genitalaußenseiten kann ausreichen, um HPV durch engen Körperkontakt zu übertragen.
Mögliche Folgeerkrankungen einer HPV-Infektion
Häufig heilt eine HPV-Infektion innerhalb von ein bis zwei Jahren ohne gesundheitliche Probleme von selbst wieder ab. Besteht sie länger fort, können sich daraus Folgeerkrankungen wie Genitalwarzen oder bestimmte Krebsvorstufen und Krebsarten entwickeln. Neben Gebärmutterhalskrebs zählen hierzu unter anderem auch Anal-, Schamlippen-, Scheiden-, Vulva-, Mund-Rachen und Peniskrebs. Rund die Hälfte aller infektionsbedingten Krebserkrankungen in entwickelten Ländern stehen im Zusammenhang mit HPV.
Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die HPV-Impfung. Je nach verwendetem Impfstoff kann diese bestimmten HPV-bedingten Krebsvorstufen und Krebs des Gebärmutterhalses (Zervix), der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva), der Scheide (Vagina) und des Afters (Anus) sowie Genitalwarzen vorbeugen. Die STIKO empfiehlt eine Impfung für Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren. Versäumte Impfungen können bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden. Aber auch nach dem 18. Lebensjahr kann die Impfung individuell noch sinnvoll sein.
Denn sexuell aktive Männer und Frauen sind unabhängig von ihrem Alter oder Beziehungsstatus anfällig für HPV-Infektionen und ggf. daraus resultierende (Krebs-)Erkrankungen. Viele gesetzliche und private Krankenversicherungen zahlen die HPV-Impfung auch für Frauen und Männer nach dem Eintritt der Volljährigkeit. Ein weiterer Aspekt, der hier vermittelt werden soll: Auch wer nur mit einer Person Sex hat, kann betroffen sein, denn theoretisch kann sich jeder Mensch bereits beim ersten sexuellen Kontakt mit einem Infizierten anstecken.
Eine HPV-Infektion in einer Partnerschaft ist keineswegs Anzeichen von Untreue, denn eine Ansteckung bei dem/der Partner:in oder einem selbst kann bereits lange her sein, bevor sich Symptome zeigen. Dr. med. Nicole Mattern, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe rät Frauen, die sich sehr unsicher darüber sind, ob sie sich gegen HPV impfen lassen sollen, sich grundsätzlich über die Thematik der Humanen Papillomviren und deren mögliche Folgeerkrankungen noch einmal Gedanken zu machen. “Ich halte ihnen ganz klar vor Augen, dass diese HPV-Impfung einen großen Vorteil bringen kann.”
HPV Hard Facts:
- 85-90 % aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit Humanen Papillomviren (HPV).
- Ungefähr eine von 20 Krebsdiagnosen weltweit ist auf HPV zurückzuführen.
- Täglich sterben ca. 4 Frauen an Gebärmutterhalskrebs und geschätzt 3 Männer an bestimmten HPV-bedingtem Krebserkrankungen in Deutschland.
- Jungs bzw. Männer können genauso von HPV betroffen sein wie Mädchen bzw. Frauen
- Die wichtigste HPV-Vorsorgemaßnahme ist die Impfung, um bestimmten HPV-bedingten Krebserkrankungen vorbeugen zu können. Die STIKO empfiehlt eine Impfung für Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren. Versäumte Impfungen können bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.
- Die Impfung sollte idealerweise vor einer möglichen Infektion erfolgen, zudem reagiert das Immunsystem umso besser auf die Impfung, je jünger die geimpfte Person ist. Je früher geimpft wird, desto größer ist der Nutzen.
- Eine Impfung nach dem 18. Lebensjahr kann aber immer noch individuell sinnvoll sein! Sexuell aktive Männer und Frauen sind unabhängig von ihrem Alter oder Beziehungsstatus anfällig für HPV-Infektionen und ggf. daraus resultierende Erkrankungen.
- Viele gesetzliche und private Krankenversicherungen zahlen die HPV-Impfung auch für Frauen und Männer über 18 Jahren.
- Die HPV-Impfrate in Deutschland ist im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ausbaufähig. Während andere Industrieländer wie Schweden, Portugal, Norwegen und Australien auf Impfquoten (für eine vollständige Impfung) von 80 bis über 90 Prozent kommen, waren in Deutschland im Jahr 2020 gerade einmal 51% der 15-jährigen Mädchen bzw. 17% der 15-jährigen Jungen vollständig geimpft.
- Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert neben einer hohen Rate an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen mit HPV-Tests und der Therapie von bereits Erkrankten, dass 90 Prozent der Mädchen bis zu einem Alter von 15 Jahren bis 2030 vollständig gegen HPV geimpft sind, um Gebärmutterhalskrebs eines Tages aus der Welt schaffen zu können.
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